GZ_Virgen_2019_07

50 Wirtschaft – Tourismus Virger Zeitung kauft. Jedoch musste der Hof zahl- reiche Menschen ernähren, weil ja die „Weichenden“ – also nicht erb- berechtigte Nachkommen – weiter- hin am Hof blieben um dort zu leben und zu arbeiten. Zwei Drittel der Felder wurden für den Ge- treide-, Rüben- und Kartoffelanbau verwendet, nur ein Drittel der Tal- wiesen verblieb für die Heugewin- nung. Es mussten also nicht nur die Tiere den Sommer über auf die Seit dem 11. Jahrhundert leben die Bauern der Hohen Tauern gleich- sam auf zwei Stockwerken. ImWin- ter auf den Höfen im Tal, im Som- mer mit den Haustieren hoch oben auf der Alm. Auch wenn in der Region oberhalb des Waldes mitt- lerweile Modernisierungen stattge- funden haben, so wird dieses archaiische Leben auf der Südseite der Hohen Tauern vielfach noch mit Begeisterung gelebt und ist noch weit weg vom Verschwinden, wie dies in anderen Regionen der Alpen bereits längst geschehen ist. Zu den extremsten Tätigkeiten im bäuerlichen Arbeitsjahr gehört die Bergmahd und der Transport des Heus zum Heimgut im Tal. „Ins Wiesach gehen“ ist die heimische Bezeichnung für das Mähen steilster Hanglagen weit oben in den Ber- gen. Bergmähder gehören zu den artenreichsten Blumenwiesen der Alpen und sind auch „hot-spots“ der Biodiversität was den Arten- reichtum an Insekten angeht. Die Bergmähder auf der Virgentaler Sonnseite sind Lebensraum für über 300 Schmetterlingsarten und erfreuen durch besonders schöne Pflanzen wie zahlreiche Orchideen- arten, Feuerlilie und Türkenbund. Vielfältiger kann Natur wohl kaum sein, schon gar nicht in diesen Höhenlagen. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten die Menschen in den Tauerntälern der Südseite weitgehend autark. Bis auf Salz, Zucker und gelegent- lich Leder wurde kaum etwas zuge- NATIONALPARK HOHE TAUERN „ins wiesach gehen“ ist mit mühevoller handarbeit verbunden. Foto margit rainer bergmähder sind lebensraum zahlreicher tier- und Pflanzenarten. bergmähder – Vielfalt aus bauernhand

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