GZ_Virgen_2019_07

45 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Walter begann in dieser Zeit auch Diaabende für seine Gäste zu ver- anstalten. Er zeigte den Urlaubern hauptsächlich Naturaufnahmen und Landschaftsfotos von Virgen und Umgebung. 1982 begann Walter damit, alte Fotos zu sammeln, abzufotografie- ren und diese als Dias entwickeln zu lassen. „Ich habe die jeweiligen Fotos immer dreimal abfotografiert, ein Bild überbelichtet, eines unterbelichtet und eines neutral, damit das Endergeb- nis auch wirklich herzeigbar ist und man sich das schönste Bild aussuchen kann.“ Er „veranstaltete“ dann Dia- abende für die jeweiligen Perso- nen, die auf den Fotos abgebildet waren, zuerst für die eigene Ver- wandtschaft, später dann auch für viele andere. Diese Abende waren erfüllt von Geschichten, die sich hinter den abgebildeten Szenen ab- gespielt haben. Es hat sich immer mehr und mehr herumgespro- chen, dass Walter solche Abende veranstaltet und jedes Bild mit größtem Respekt und Diskretion behandelt, und so hat er immer mehr Fotos bekommen und hat mittlerweile ein riesiges Bildarchiv, das er nach Ortschaften sortiert hat. „Wir haben oft Tränen gelacht über die Geschichten die erzählt wur- den, aber es gab auch die ein oder an- dere Begebenheit die nicht so lustig war und die ich auch nicht weitererzählen werde. Ich fahre auch immer wieder zu den Menschen hin und mache zu Hause eine Diaschau, irgendwann wol- len die alten Leute nicht mehr so gerne bergtour mit der Familie. eine schöne kindheitserinnerung. aus dem Haus, leben aber richtig auf, wenn sie ein wenig in der Vergangen- heit schwelgen können.“ „Die Umstellung von analoger auf di- gitale Fotografie ist mir nicht leichtge- fallen, sie spiegelt die Schnelllebigkeit unsere Gesellschaft wider. Man nimmt sich nicht mehr so viel Zeit, sein Motiv auszusuchen, da man ohnehin zig Bil- der schießen kann und die Fotos, die nichts geworden sind, werden sofort wieder gelöscht. Außerdem hat man nichts mehr in der Hand, und somit gehen auch viele Geschichten verloren. Ein Foto auf dem Computer hat nie- mals die Wirkung wie ein Bild, das man in der Hand hält bzw. auf der Leinwand sieht. Ein zusätzlicher Reiz war bei der analogen Fotografie auch die Spannung, ob die Fotos etwas ge- worden sind, es hat ca. eine Woche ge- dauert, bis ein Film entwickelt war und dann konnte man die Fotos nur in Lienz abholen. Oft war natürlich die Enttäuschung groß, wenn die Bilder nicht so geworden sind, wie man sich das erwartet hatte.“ Eine zweite große Leidenschaft des Naturliebhabers ist es, Obstbäume zu pelzen. Seine Apfelbäume hat er vom Kern auf mit viel Geduld und Leidenschaft sozusagen per „Hand aufgezogen“. „Ich wollte die alten Apfelsorten in meinem Garten haben, und so habe ich begonnen Kerne einzu- setzen. Die Kerne einfach in die Erde zu stecken und zu warten ist aber zu wenig, es steckt eine alte Technik da- hinter. Zuerst muss man für die Kerne den Winter ,simulieren‘ indem man sie einige Wochen einfriert, dann erst kann man sie einpflanzen. Im ersten Jahr wächst der Baum ca. 70 cm, er wird abgeschnitten, veredelt, wächst dann im nächsten Jahr wieder um ca. 70 cm, dann wird er erneut abgeschnit- ten damit sich die Äste zu teilen begin- nen. Es dauert insgesamt sechs Jahre bis man die ersten Äpfel ernten kann.“ Seit einigen Jahren ist Walter nun in Pension und genießt diese mit seiner Familie in vollen Zügen, am liebsten bei Wanderungen in unse- rer schönen Bergwelt.

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