GZ_Assling_2019_06

Bunte Blumenwiesen am Straßenrand Bunte Blumenwiesen sind in Assling an so mancher Stra- ßenböschung anzutreffen. Bei der Ortseinfahrt zwischen Sonneckhof und Passler war heuer oberhalb der Straße ein wahres Meer an Wiesensalbei, Königskerzen, Marge- riten und vielen weiteren schönen Blumen zu bewundern. Diese bunte Vielfalt gehörte in früheren Zeiten zum All- tag. Heute sind Wildblumenwiesen zu einer Seltenheit geworden. Es blühen oft nur mehr Löwenzahn, Hahnen- fuß und Sauerampfer – das war´s meist schon. Mit viel Begeisterung werden derzeit von vielen Gemeinde- bürgerInnen Blumenmischungen mit prächtigen Namen wie „Schmetterlingswiese“ und „Bienenweide“ in private Gärten gesät. Die Gefährdung von heimischen Wildbienen und Schmetterlingen ist vielen ein Anliegen, und sie wollen gegensteuern. Die Freude ist groß, wenn sich im ersten Jahr Blumen entfalten. Allerdings ist die Enttäuschung noch grö- ßer, wenn sie dann schon im zweiten oder dritten Jahr nicht mehr anzutreffen sind. Einer der Gründe dafür ist, dass viele Blumenmischungen exotische Sommerblumen oder schnell keimende und schön blühende Ackerblumen enthalten. Meist ist auch ein hoher Anteil an Rotklee beigemischt. Dieser Rot- klee ist dann oft die einzige Pflanzenart, die im zweiten Jahr wieder wächst. Wer eine exotische Sommerblumenmischung im Garten aussät, müsste die Fläche jedes Jahr aufs Neue umbrechen und neu einsäen, um sich jedes Jahr an den gesä- ten Arten erfreuen zu können. Auch die Blumen der genann- ten Mischungen aus dem Handel sind wertvoll für Insekten. Allerdings: Diese gebietsfremden und exotischen Mischungen eignen sich nicht, um einen dauerhaften Bestand an heimi- schen Wildblumen – eine Wildblumenwiese – zu etablieren. Um auf die Gefährdung der wilden Blumen aufmerksam zu machen, hatten die Gemeinde Assling, das Tiroler Bildungsfo- rum, und die Mitwirkenden des Interreg Projektes BioColAlp (ITAT 4044) Markus Kumpfmüller (Landschaftsplanungs- Büro, Steyr) und Matthias Karadar (Natur im Garten, Tirol) eingeladen. Sie informierten bei einer gut besuchten Abend- veranstaltung am 8.5.2019 über neue Wege in der dauerhaften Etablierung von artenreichen und pflegeleichten Blumenwie- sen – mit einem Schwerpunkt auf Blumenwiesen am Straßen- rand. Doch nur über das Thema zu reden, war den Organisatoren zu wenig. Bei einem Workshop am 9.5.2019 in Assling konnten VertreterInnen von Osttiroler und Südtiroler Gemeinden, sowie der BH Lienz auf drei gekennzeichneten öffentlichen Flächen (Oberthal bei der Brücke; beim Schwimmbad in Thal; gegenüber dem Feuerwehrhaus in Mittelwald) in der Gemein- de Assling diese Maßnahmen praktisch üben. Es war ein Tag voll mit Tipps, Tricks und praktischen Erfahrungen über einen anderen Zugang zur Anlage bzw. Pflege von Straßenbegleit- grün. Viel Humus aufbringen und fest düngen? Nein! Die Flächen entlang der Straßen wurden vom Erdreich befreit, um sie von Wurzeln und Samen der bisherigen Vegetation zu befreien. Es wurde Schotter aufgebracht und dieser mit nur einem Zenti- meter Sägespänen oder unkrautfreiem Grünschnittkompost bedeckt. In diese mageren Flächen wurden Topfpflanzen und Samen von heimischen Wildpflanzen eingebracht, die für magere Standorte typisch sowie regional verfügbar sind. Das Saatgut stammt nicht aus dem üblichen Saatguthandel. Es stammt von Spezialisten des Netzwerkes Rewisa (www.rewi- sa.at ), die in Wildsammlung Saatgut ausgesuchter Arten in Wiesen und Böschungen händisch sammeln. Die Topfpflan- zen stammen von zertifizierten Fachbetrieben, die auf die Ver- mehrung von heimischen Wildpflanzen des Netzwerkes spezialisiert sind. Ein positiver Effekt dieser Vorgehensweise ist, dass sich die Bestände an Wildarten dauerhaft etablieren und nur 1 bis 2 x im Jahr gemäht werden müssen. Die bisherige sechs- bis sie- benmalige Mahd entfällt. Bei den so bestellten Flächen handelt es sich um einen Ver- such. Wir wollen probieren, ob sich auch unter unseren Klima- bedingungen eine solcher Art angelegte Wildblumenwiese etablieren lässt. Zur Pflege der nun angelegten Flächen sind im Jahr 2019 noch zwei weitere Workshops geplant. Bei diesen Workshops wer- Seite 27 06/2019 „e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit Interreg-Projekt „BioColAlp - Vielfalt erhalten und fördern“ VertreterInnen von Osttiroler und Südtiroler Gemeinden, sowie der BH Lienz beim Workshop zur Anlage von dauerhaftem, artenreichem und pflegeleichtem Straßenbegleitgrün (Foto: B. Vogl-Lukasser) Fortsetzung nächste Seite

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