GZ_Sillian_2019_06

BLICK Ein 43 Chronik - Zusatz Im Frühjahr 2018 wurden der "Dorftrom- peter" sowie das "Mädchen in Tiroler Tracht" dem Schloss Bruck, dem Museum der Stadt Lienz in Osttirol, von Frau Inge Goller, Witwe von George Jaegers Jugend- freund Dr. Günther Goller, geschenkt, der diese Gemälde als Dank für seine Großzü- gigkeit und Freundlichkeit während Geor- ges Besuch in Wien 2017 erhalten hatte. Auf Wunsch von Dr. Goller sollten diese Ge- mälde sowie ein drittes Werk, "Sillian, ein österreichisches Dorf", in das Erbe Ostti- rols, wo er geboren und aufgewachsen ist, aufgenommen werden. Die beiden Porträts zeigen den Sillianer Joseph Außerhofer (1919 - 1945) in der Musikantentracht und seine aus Wien stammende Verlobte Ilsa Bina. Gemalt hat der Künstler das junge Paar während seines Sommeraufenthaltes 1936 im Gasthaus/Bäckerei Außerhofer. „Ich war damals noch klein, aber ich erinnere mich, wie mein Vater in Sillian die Bilder gemalt hat“, erinnerte sich George Jaeger. Die Ortsansicht von Sillian entstand erst viele Jahre später in den USA, als Vorlage diente dem Künstler wahrscheinlich ein Postkartenmotiv. Wer war der Künstler? Der 1895 in Wien geborene Maler Fritz – nach der Emig- ration nannte er sich Frederick – Jaeger entstammte einer jüdischen Kaufmanns- familie. Fritz Jaeger wurde in den letzten beiden Jahren des Ersten Weltkriegs an die italienische Front zum Kriegsdienst einberufen. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg heiratete er Emma Stachura und konvertierte zum katholischen Glau- ben. Von 1918 bis 1926 studierte er an der Aka- demie der bildenden Künste und war in der Folge als Kunsterzieher an Wiener Schulen tätig. 1926 wurde sein Sohn Georg gebo- ren. In den 1920er- und 1930er-Jahren schuf Friedrich Jaeger ein reiches künstle- risches Werk, aus dem insbesondere Port- räts und Illustrationsgrafiken herausragen. Aus dieser Zeit stammen auch die nun der Stadt Lienz geschenkten Werke. Einen Schwerpunkt bildeten die Illustra- tionen für die populäre Zeitschrift „Berg- land“, womit Jaeger auf großes Echo stieß. Auch mit Buchillustrationen hatte Friedrich Jaeger großen Erfolg, so etwa mit seinen Illustrationen zu dem 1918–1920 erschie- nenen dreibändigen Jugendbuch „Höhlen- kinder“. Fritz Jaegers Werk, das er in den 1920er- und 1930er-Jahren in Wien schuf, ist einer Kunstrichtung zuzuordnen, die ein gewisses Naheverhältnis zur damaligen Populärkunst aufweist. In diesem Genre wurde auf eine realistische Wiedergabe großer Wert gelegt, um dem Publikums- geschmack durch ein hohes Maß an Präzision in der Darstellung entgegen zu kommen. Nach der Machtergreifung der Nationalso- zialisten in Österreich 1938 wurde Jaegers Familie auf Grund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt, Bruder Paul wurde im Konzentra- tionslager Dachau ermordet. Fritz Jaeger gelang im November 1938 mit Hilfe der britischen Quäker-Organisation die Flucht zunächst nach England, von wo aus der nach New York weiterreiste. Bald konnte er als Designer von Postkarten und Geschenkartikel wieder künstlerisch Fuß fassen und wurde 1953 Art Profes- sor der erfolgreichen US-Firma Hallmark in Kansas City. Auch nach seinem Rück- zug von dieser Tätigkeit im Jahr 1970 war Jaeger weiterhin künstlerisch aktiv. 1980 verstarb Fritz Jaeger in Kansas City. Die Bilder sind als Leihgabe vom Muse- um der Stadt Lienz -Schloss Bruck - die nächste Zeit in den Räumlichkeiten des Sillianer Gemeindeamt zu sehen. „Die Werke von Fritz Jaeger kehren wieder an ihren Ursprung zurück, der Kreis schließt sich. Das ist ein Zeichen der Versöhnung“, zeigte sich Bürgermeisterin der Stadt Li- enz, Elisabeth Blanik überzeugt. Bürger- meister Hermann Mitteregger bedankte sich vor allem bei George Jaeger, der die Schenkung ermöglichte und lud in nach Sillian ein. „Ich habe in meinem Leben noch so eine schöne Einladung erhalten!“, meinte darauf tief gerührt der Sohn des Künstlers. Ob er die weite Reise wirklich antreten könne, sei aber Aufgrund seines hohen Alters nicht sicher. Und zur Rück- kehr der Bilder: „Es macht mir enorme Freude, und es hätte meinem Vater ge- nauso große Freude gemacht, dass nach all den Jahren mit vielen Schwierigkeiten alles zu einem guten und schönen Ende gekommen ist.“ Text und Fotos: Peter Leiter, Stadtgemeinde Lienz Ein Kreis schließt sich: Die Rückkehr der Jaeger-Bilder nach Sillian Eswar für alle, die zur Präsentationder dreiWerke vonFritz (Frederick) Jaeger insSillianer Gemeindeamt gekommen waren, ein besonderer und vor allem ein emotionaler Moment. Der in den USA lebende Sohn des Künstlers, George Jaeger (93), war live via Videokonferenz aus Vermont zugeschaltet. Weitere Informationen: www.jaegergallery.com (Homepage Frederick Jaeger) George Jaeger nahm aus den USA live an der Präsentation via Skype teil. Bgm. Elisabeth Blanik und Bgm. Hermann Mitteregger freuen sich mit Gertrud Seetha- ler, Schwester von Günther Goller, über die Rückkehr der Bilder nach Osttirol.

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