GZ_Sillian_2019_06

BLICK Ein 37 Chronik - Wie es einmal war verdienst. So manche weichenden Bau- ernsöhne wurden nach dem Bahnbau bei der Bahn angestellt und hatten einen gu- ten Arbeitsplatz ihr Leben lang. Auch die Holzwirtschaft und der Tourismus fanden ihren Anfang. Mit der Technisierung ist vieles leichter geworden. 1926 wurde Sillian an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Das elektrische Licht war ein wahres Wunderwerk. Man sparte, um sich Ma- schinen leisten zu können und freute sich über die Arbeitserleichterungen, die diese Investitionen mit sich brach- ten. Es wurde ein Elektromotor gekauft. Eine Dreschmaschine erleichterte im Herbst das Korndreschen. Vorher musste das Korn von den Garben händisch mit Dreschflegeln ausgedroschen werden. Zum Holzschneiden gab es eine Kreissä- ge. Später wurde dann auch eine Haus- mühle eingebaut. Vor der Elektrifizierung musste das Korn in einer mit Wasserkraft betriebenen Mühle gemahlen werden. Der Bauer hatte selbst eine Wasser- mühle, oder zumindest ein Mühlenrecht in einer dieser Mühlen. Aber die Mühle war oft auch weiter weg vom Hof. So war es eine zusätzliche Belastung, das Korn in die Mühle zu bringen und nach dem Mahlen das Mehl wieder nach Hause zu transportieren. Im Herbst, noch bevor der Mühlenbach Eis machte, musste noch soviel Korn zu Mehl gemahlen werden, dass die Bäuerin den ganzen Winter da- mit auskam. Für den Müller war diese Ar- beit im Herbst oft eine sehr kalte Angele- genheit und er freute sich über die neue Hausmühle. Da musste er nicht immer dabei bleiben und er konnte zwischen- durch auch in die warme Stube gehen. Nach dem 2. Weltkrieg strebten auch Bauernkinder immer stärker in andere Berufe. Vor allem Bauerntöchtern war es erstmals möglich, weiterführende Schulen zu besuchen. Durch die Tech- nisierung wurden immer weniger Ar- beitskräfte auf den Höfen benötigt. Für die nächste Generation gab es bereits eine Mehrzahl von Berufsmöglichkeiten bzw. Berufschancen. Dadurch wird heute auch der bäuerlichen Jugend die Berufs- wahl erleichtert. Vieles ist nun anders geworden. In der Landwirtschaft arbeiten nur noch we- nige Leute. Der Jungbauer arbeitet mit Maschinen auf seinen Feldern. Weit und breit sieht man kein reifes, gold- gelb leuchtendes Kornfeld mehr. Auch Erdäpfel werden nur noch von wenigen Bauern angebaut. Alles was man braucht und auch nicht braucht, bekommt man großteils in Nylon schön verpackt, im Supermarkt zu kaufen. Die Bekleidung besteht heute aus Wolle, Baumwolle und Kunstfasern. Vor 60 Jahren sagte der da- malige Direktor der Landwirtschaftlichen Haushaltungsschule zu seinen Schüle- rinnen: „Bringt eure Kinder daheim auf die Welt und pflegt auch eure alten Eltern daheim!“ Heute muss jedes Kind im Spi- tal auf die Welt kommen. Und es sind nur noch wenige Leute, die das Glück haben, „daheim“ sterben zu können. Privat: Wäscheschrank aus den 1930er Jahren

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