GZ_Tristach_2019_06

Juni 2019 Kletterer und Bergsteiger - Lorenz Wendlinger 15 N ach einem Porträt über den Draschlinger Lenz bietet sich ein Porträt über den Maurer Lenz auto- matisch an. Sie sind gleich alt, waren unmittelbare Nachbarn, wurden zu- gleich Mitglieder der Alpenraute, waren beide bei der Bergrettung und haben den Großteil ih- rer Bergabenteuer gemein- sam erlebt, namensgleich, zwillingsgleich. Nur die un- terschiedliche Körpergröße teilte sie unter Bergsteigern in den großen, bzw. langen Lenz (Wendlinger) und in den kleinen, bzw. kurzen Lenz (Ortner). Der Lenz ging schon als Schüler gerne zur Karlsbaderhütte. Als Einziger seiner Familie interessierte er sich fürs Bergsteigen und Klettern. Seine erste Tour führte ihn mit Oberhuber Franz (Reiter) als Vierzehnjährigen auf den Roten Turm. Sein „Klettergarten“ waren anfangs natürlich die Lienzer Dolomiten. Mit der „Alpenraute“ erweiterte sich der Kreis nach Italien (Tofana, Cinque Torre, Fiames und andere), in die Schweiz und in die Westalpen nach Frankreich. Bei der Tour auf den Mont Blanc war der Osttiroler Gruppe der Wettergott zuerst gnädig. Schon beim ersten Versuch war ihnen der Gipfelsieg gegönnt. Wei- tere geplante Besteigungen waren we- gen massiven Schlechtwettereinbruchs nicht möglich. Ein Bergführer bot ihnen an, sie mit hinunterzunehmen. Allein hätten sie sich in diesem Inferno nicht zurechtgefunden. Im Berner Oberland war Lenz auf dem Mönch, auf dem Großen Grünhorn und auf dem Wannenkopf. Im Wallis konnte er von der Monte Rosa Hütte aus die Dufourspitze und die Sig- nalkuppe besteigen, Berge über 4000 Höhenmeter. Lenz war mehrmals auf dem Großglockner, Glocknerüberschreitung, Aufstieg auch über die Pallavicinirinne, auf dem Groß- venediger, Rainer Horn usw. Lebhaft in Erinnerung bleibt dem Lenz eine Skitour auf die Marmolata. Nach dem Sonntagsgottesdienst sat- telten die zwei Lenzen ihr Pferd, das Motorrad vom kleinen Lenz. Links und rechts wurden ungefähr auf Tankhöhe je ein paar Ski und die Stöcke angebracht und der große Lenz am Sozius hatte die zwei Rucksäcke. Skier waren damals noch keine kurzen, zarten Dinger son- dern ordentliche Latten. Als Halbge- frorene stiegen sie in Fedaia vom Rad. Nach einem Aufstieg bei herrlichstem Wetter und einer Abfahrt im schönsten Schnee waren sie am Abend wieder in Tristach. O-Ton Lenz: Es war ein Traum. Burgl Kofler Lorenz Wendlinger, vlg. Maurer Lenz, Jahrgang 1938 Am Roten Turm mit Franz Oberhuber - Reiter (li.) Mit Lorenz Ortner (li.) und Alois Mayr - Lukasser (re.) hinter der Karlsbader Am Ellerturm

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