GZ_Tristach_2019_06

Juni 2019 Kletterer und Bergsteiger - Josef Ortner 13 Ü berwiegend im Alleingang er- kundete er in seiner Jugend die Lienzer Dolomiten. Von der Dolomiten- hütte aus bestieg er einen Gipfel nach dem anderen, fast immer sonntags, nachdem er um 6 Uhr die Frühmesse besucht hatte. Denn am Samstag war nach der Arbeitswoche die Mithilfe im Elternhaus erwünscht. Schon als Zwölfjähriger kletterte er mit Karl Schneider, Leo Gennin, Sepp Scheiber und Anda Linder auf den Roten Turm. Als besonderes Erlebnis ist ihm das Durchklettern des Alpenrauteka- mins mit Schuster Pepe in Erinnerung. Schon beim Einstieg war ein eigenarti- ges Grollen vernehmbar. Es wurde als Widerhall des an diesem Tag stattfin- denden Schützenfestes im Oberland ge- deutet. Schon bald nach dem Einstieg nahte ein Gewitter und es entlud sich mit ungeahnter Kraft. Nach vierstündi- ger Kletterei unter unwirtlichsten Ver- hältnissen lagen beim Ausstieg fünf cm Neuschnee. Wie er den Lorenz Unterluggau- er, vgl. Trattn-Lenz und seinen Sohn Norbert durch die Teplitzer Nordwand führte, bleibt ihm als einschneidendes Erlebnis in Erinnerung. Kurz vor dem Ausstieg löste er mit dem Seil einen Stein aus, der dem nachkletternden Norbert auf die Hand fiel und der vor Schreck taumelte. Zum Glück erfasste der Lenz die Situation blitzschnell und klammerte seinen Sohn an sich. Auch im Winter war Sepp fleißig unterwegs. Er unternahm unter anderem eine Winterbesteigung der Großen Sandspitze, der Keilspitze und der wenig begangenen Grubenspitze. 1975 stand Sepp am Großglockner. Er bestieg den Piz Buin, den höchsten Berg Vorarlbergs und den Monte Morte- ratsch (4.020 m) in der Bernina Gruppe. Mit Kameraden des Lienzer Turn- vereins unternahm Sepp eine Reise in die Türkei, zum sagenumwobenen Ara- rat, dem heiligen Berg der Armenier. In einem wahren Gipfelsturm erreichten sie an einem Tag vom Basis- lager aus (2.900 m) ohne Zwischenlager ihr Ziel in 5.137 m. Am 24. August 1988 um 9:30 Uhr standen sie auf diesem biblischen Berg, an dem die Arche Noah gestrandet sein soll. Im Leben vom Sepp gab es wegen Beruf, Arbeit am elterlichen Hof, Haus- bau, Berge und 50 Jahre Hornist bei der Tristacher Musikkapelle keinen Leerlauf. Burgl Kofler Josef Ortner, vlg. Frieslmair Sepp, Jahrgang 1946 Mit dem Lienzer Turnverein in der Türkei. Sepp Ortner 2. v. li.; Hans Rohracher re. außen. Am Ararat, im Hintergrund die „Arche Noah“. Sepp re. außen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3