GZ_Tristach_2019_06

Juni 2019 Heimat - Margarete Egger 11 Heimat In der Serie „Heimat“ berichten wir über Zugezogene, die in Tristach Heimat gefunden haben. Margarete Egger , geb. Kogelbauer I ch wurde am 30. April 1929 in Wien geboren. Meine Eltern starben früh. Mit sechs Jahren war ich schon Vollwaise. Bei meinen Großeltern mütterlicherseits wurde ich sehr gut aufgenommen. Dort verlebte ich glückli- che Jahre. Ich besuchte die Volksschule und die Hauptschule und machte dann eine Bürolehre. Drohende Bombenangriffe wurden im Radio mit dem Ruf des Kuckucks angekündigt. Die weiblichen Angestell- ten durften dann die Arbeit verlassen. Da unser Betrieb keinen eigenen Luft- schutzkeller hatte, stand uns ein Lkw zur Verfügung. Wir wurden verladen und zu einem Luftschutzkeller gebracht. Einmal kamen wir in einem Keller in der Nähe des Stephansdomes unter und Bomben schlugen in der Nähe ein. Ein anderes Mal verfrachtete man uns nach Oberlaa. Wieder krachte es ganz nahe und wir kamen mit dem Schrecken da- von. Da beschloss ich, bei der nächsten Warnung nach Hause zu gehen. Wenn ich schon sterben sollte, dann wollte ich zu Hause sein. Als zu Kriegsende Wien von den Siegermächten in vier Zonen aufgeteilt wurde, lag die Wohnung der Großeltern im 11. Bezirk in der russischen Zone. Schnell sprach sich die Nachricht über Vergewaltigungen und willkürliche Woh- nungsbesetzungen herum. Ich zog zu meiner Tante in den dritten Bezirk. Dort waren die Engländer faire Besatzer. Mit 17 Jahren fuhr ich das erste Mal gemeinsam mit einer Kollegin auf Urlaub. Wir beschlossen nach Osttirol zu fahren, weil ein Bekannter so davon schwärmte. Als der Zug das Kärntner Tor passierte, war ich vom ersten Blick an begeistert von der Landschaft, nicht ahnend, dass es einmal meine Heimat werden würde. Wir wohnten im Dolo- mitenhof und dort lernte ich bei einer Veranstaltung mit Tanz meinen späteren Mann, den Toni Egger, kennen. Im darauffolgenden Winter reiste ich mit meiner Kollegin wieder nach Tristach. Wir beschlossen, eine zünfti- ge Abfahrt zu machen. Mit den Schiern auf der Schulter stiegen wir zur Dolo- mitenhütte auf. Bei der Abfahrt stellte sich heraus, dass unsere Wiener Ski- fahrkenntnissen den alpinen Bedingun- gen nicht gewachsen waren. Wir fuhren eine Skilänge und lagen am Hintern, Strich-Punkt, aufstehen, ein paar Meter fahren, hinfallen, aufstehen, ein biss- chen fahren, hinfallen. Als die Fahrstre- cke zwischen den Stürzen immer kürzer wurde, beschlossen wir, die Ski wieder ins Tal zu tragen. Der Toni besuchte mich ein paar Mal in Wien und ich ihn in Tristach. 1952 heirateten wir in Lienz. Wir wohnten acht Jahre beim Pflögener. Ich wurde von meinen Schwiegereltern gut aufgenommen. 1957 begannen wir mit dem Hausbau in der Roseggerstraße und zogen 1960 ein. Zwei Jahre nach meiner Heirat stieg ich wieder ins Berufsleben ein. Ich be- kam eine Stelle bei Großhandel Geiger, wo auch mein Mann zu der Zeit arbei- tete. Als der Großhandel in Lienz auf- gegeben wurde, war ich bis zu meiner Pensionierung 17 Jahre lang bei Was- sermann. Leider verstarb mein Mann 1990 mit nur 64 Jahren. Wir waren 38 Jahre lang glücklich verheiratet. Zu allen Ver- wandten meines Mannes habe ich gute Beziehungen. Hanni, Heidi und Bruno sind meine Hausengel. Ich werde liebe- voll umsorgt. Burgl Kofler Mit ihrem geliebten Dackel Danny

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