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Dezember 2013
Heimat | Bildungsreise Thüringen
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nahmt und Pferde in unseren Stall
eingestellt. Aus Angst vor Vergewalti-
gungen wurde die älteste Schwester
im Stadel versteckt. Die Familie hatte
unter den Russen nicht zu leiden. Sie
schleppten eimerweise Fische an, die
sie in den nahen Bächen gefangen hat-
ten.
Ich besuchte acht Jahre die Volks-
schule und anschließend musste ich
gleich mein eigenes Brot verdienen:
als Haushaltshilfe in einem Ferien-
heim in meinem Heimatort, fünf Jah-
re in der Küche des Kolpinghauses
Waidhofen an der Ybbs, als Haus-
hälterin in einem Geschäftshaushalt
und schließlich 18 Jahre lang bis
zur Rente als Haushälterin und Kö-
chin in einer Fleischerei in Amstetten.
1971 heiratete ich Alois Helper-
storfer. Er hatte ein Haus auf Leibrente
in Winklarn (südwestlich von Amstet-
ten) gekauft. Das Haus war sehr restau-
rierungsbedürftig. Es hatte nicht einmal
Fließwasser. Wir gruben einen Brunnen
und machten in monatelanger schwerer
Arbeit aus dem Haus ein Zuhause. Mei-
ne Freundin Ludmilla, mit der mich eine
lebenslange Freundschaft verband, und
ihr Mann waren uns dabei sehr behilf-
lich.1981 starb mein Mann.
Um meinen 82. Geburtstag über-
legte ich, ob ich allein in meinem Haus
bleiben möchte. Ich besprach mich
mit meinem Nachbarn, der mir spon-
tan anbot, das Haus zu kaufen, mit der
Option, dass ich weiterhin drin wohne
dürfte. Fast zeitgleich fand meine Toch-
ter Eva, die 16 Jahre Pflegedienstlei-
terin im Wohn- und Pflegeheim Lienz
war, in Tristach eine Wohnung für mich.
Innerhalb von vier Wochen entschloss
ich mich, wohl etwas überstürzt, mein
Haus zu verkaufen und übersiedelte
nach Tristach.
Zur Heimat ist mir Tristach nicht
geworden, obwohl ich eine schöne
Wohnung habe und sich meine Toch-
ter um mich kümmert. Mich bedrücken
die nahen Berge zu sehr und ich habe
Schwierigkeiten, den Dialekt zu verste-
hen. Außerdem fehlt mir Winklarn sehr.
Einen alten Baum sollte man nicht ver-
pflanzen.
Burgl Kofler
Foto: Beigestellt
Foto: WIKIPEDIA
Elternhaus (Hammerherrenhaus in Großhollenstein an der Ybbs)