Seite 25 - Gemeindezeitungen

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Schicke Schuldner
Österreichs Jugendliche tun sich schwer
mit Geld umzugehen. Ein Drittel der
unter 19-Jährigen findet es völlig nor-
mal, Schulden zu machen, fand ein Mei-
nungsforschungsinstitut heraus. Das
schicke Smartphone, die coolen Kla-
motten und die Drinks in der Disco gel-
ten als unverzichtbar. Weil das Taschen-
geld dafür selten reicht, pumpt man es –
bei den Eltern, bei der Oma, bei Freun-
den. Man lebt ja nur einmal. Und da
braucht es nun einmal alles und das
möglichst sofort. Da wächst der Schul-
denberg schnell. Bei den unter 30-Jähri-
gen, die dann bei der Schuldnerberatung
Hilfe suchen, weil‘s gar nichts mehr
geht, beträgt die durchschnittliche Höhe
der Verschuldung gut 32.500 €. Das ist
nicht nichts.
Österreich hat beim Schulden machen
längst das Maß verloren. Was bei den
Jungen die Eltern und die Oma sind,
sind beim Staat die Steuerzahler, die her-
halten müssen. Die Schuldentürme, die
sich aufbauen, haben dabei längst un-
vorstellbare Dimensionen erreicht. Sie
sind nicht mehr überschaubar, nicht
mehr einschätzbar und nicht mehr be-
greifbar.
„Geht ja doch, also gibt es keinen Anlass
auf irgendetwas zu verzichten“, ist die
Botschaft. Und die wird gerne ange-
nommen. Zumal in Österreich, wo der
Anspruch auf Alimentation von der
Wiege bis zur Bahre längst in Fleisch
und Blut übergegangen ist. Zuschüsse,
Beiträge, Förderungen, Ausgleichzah-
lungen. Damit wird man in Österreich
groß, damit lebt man, ohne geht gar
nichts. Dementsprechend beschränkt ist
die Bereitschaft, da auch nur irgend-
welche Veränderungen hinzunehmen,
schon gar nicht, wenn selbst höchste
Politiker des Landes versichern, dass
keine „sehr schmerzhaften Einsparungen
und Belastungen“ erforderlich sind, um
auch in Zukunft über die Runden zu
kommen. Ob da die Staatsschulden
noch ein bisschen mehr werden oder
nicht, scheint dann ohnehin egal zu sein.
Was soll‘s. Deswegen will man doch
nicht auf etwas verzichten, kürzer treten
gar. Deswegen nicht.
Da hält man lieber dagegen. Man will
nicht der Verlierer sein und am Ende
dumm dastehen, man will nicht zu kurz
kommen. Das ist die österreichische
Kultur. Von Vertrauen ist sie nicht ge-
tragen, vor allem nicht, was die Politik
betrifft. Viel eher ist sie getragen von der
Angst, zu den Draufzahlern zu gehören.
Der Unterschied zum Verhalten der
Jugendlichen ist geringfügig. Man will
alles und das sofort. Was das alles kostet,
spielt da genau so wenig eine Rolle wie
dort. Und wo die Mittel herkommen
auch nicht. „Es geht immer irgendwie.“
Der junge Möchtegern-Playboy mit dem
neuesten iPhone und der teuren Jacke.
Und der Regierungspolitiker in Zwei-
reiher, Krawatte und genagelten Schuhen.
Es leben ja alle gut davon. Der Möchte-
gern-Playboy, der Regierungspolitiker
und die Wirtschaft.
Bis der eine bei der Schuldnerberatung
oder gar vor dem Konkursrichter steht.
Und bis der andere mit dem von ihm
und seinesgleichen geführten Staat eine
ordentliche Pleite hingelegt hat. Der feine
Unterscheid: Während der Möchtegern-
Playboy selbst ausbaden muss, was er an-
gerichtet hat, sind es bei den Politikern
wir alle. Auch die, die sie immer schon
gewarnt haben und die dafür mit Gering-
schätzung gestraft wurden.
Meine Meinung, Hans Gmeiner –
Raiffeisenzeitung, 5. Dezember 2013
Ein guter Umgang mit Geld muss gelernt sein.