Seite 2 - Gemeindezeitungen

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FODN - 54/02/2013
EDITORIAL
Liebe Leserin,
lieber Leser!
Die „Dorfer Manda“ Siegfried Schwarzl, Thomas Groder, vlg. Pahl und Stefan Schwarzl
Quelle: Bildarchiv Kals am Großglockner - www.kalskommunikation.at; Foto Fischer, ca. 1950
E
in Wahlherbst wie dieser ist ein-
fach eine wunderschöne und auch
lustige Jahreszeit. Warum das so
ist? Nun, jeden Morgen stehe ich mit
Begeisterung auf und freue mich auf in-
teressante und aufschlussreiche 34 Mi-
nuten Fahrzeit zu meinem Arbeitsplatz
nach Lienz. Und da ergötze ich mich
jedes Mal an den vielen bunten Plakaten
an allen möglichen und unmöglichen
Stellen links und rechts der Straße, die
unsere herrliche Landschaft noch lie-
benswerter machen.
Aber vor Allem die Botschaften haben
es mir angetan. Die hübsch gestylten
Menschen auf diesen Plakaten verspre-
chen uns wunderbare Zeiten. Da ist viel
von Zukunft die Rede, von sicheren
Händen, die Pensionisten dürfen sich
auch freuen und sogar die Bibel wird
zitiert. Auf einem Plakat steht zwar
nur ein Vorname drauf, aber sollte ich
diesen Mann je einmal begegnen (beim
Radius meiner Reisetätigkeit eher nicht
der Fall), so weiß ich jedenfalls wie ich
ihn ansprechen kann. Und auf einem
anderen Plakat ist sogar ein Schaf abge-
bildet, das sagt aber nichts. Vermutlich
weiß es schon, dass es zum heurigen
Lesach-Gungl eingeladen ist.
Ich finde es fast ein bisschen schade,
dass dieser Spuk bereits Ende Septem-
ber vorbei sein soll. Da muss ich mir
halt etwas Neues suchen, um mir meine
Autofahrten etwas zu erheitern.
Entschleunigung - der Trend
zu weniger Tempo.
Stille? Kein Trubel, keine Show, kein
aufgeblasenes Marketing-Event, son-
dern einfach nur mal abschalten und
Ruhe geben? Ist das der neueste Trend?
Gut möglich. Denn je hektischer die
Zeiten, je schneller die digitale Kommu-
nikation und je größer der Drang, allzeit
erreichbar zu sein, umso ausgeprägter
wird der Wunsch, das alles einmal hin-
ter sich zu lassen und abzuschalten. Und
das gilt nicht nur für ruhebedürftige
Chefs, sondern für uns Alle.
Ein sehr interessantes Gespräch zu
dieser Thematik hatte ich im August
in der Dorferalm mit Ulrich Boer-
ries. Dieser Herr, ein Unternehmer aus
Norddeutschland, hat für 5 Wochen die
Firma seinen Mitarbeitern in alleiniger
Verantwortung überlassen und sich in
dieser Zeit als Sennergehilfe im Ge-
meinschaftsstall nützlich gemacht. Wie
es ihm dabei ergangen ist lesen Sie in
dieser Ausgabe.
Bei der Vorbereitung dieses Artikels
habe ich auch ein bisschen im Internet
recherchiert und bin dabei auf eine in-
teressante Seite gestoßen. In Klagenfurt
gibt es einem Verein mit dem fabelhaf-
ten Namen: „Verein zur Verzögerung
der Zeit“. Ein Satz aus den Vereins-
statuten hat es mir besonders angetan:
"Die Mitglieder verpflichten sich zum
Innenhalten, zur Aufforderung zum
Nachdenken dort, wo blinder Aktivis-
mus und Partikulares Interesse Schein-
lösungen produziert". Für alle die mehr
wissen wollen:
www.zeitverein.com.
Um der Beschleunigung meines All-
tags zu entgehen nutze ich nun den gol-
denen Herbst und verabschiede mich in
einen hoffentlich entschleunigten Ur-
laub. Ihnen liebe Leserinnen und Leser
wünsche ich eine schöne Zeit und viel
Vergnügen mit der Fodn-Ausgabe Nr. 54.
Herzliche Grüße, Ihr
Michael Linder