Seite 31 - Gemeindezeitungen

Basic HTML-Version

Virgen
Aktiv
Hauptschule Virgen
I
31
Lienzer Bürgermeister, führte den Namen
„Albin-Egger-Lienz-Museum“ ein.
2) Schloss Bruck: Zwischen 1252 und
1277 erbaut, bis 1500 Residenz der Gör-
zer Grafen, dann lösten sich Kaiser
Maximilian I., die Freiherren von Wol-
kenstein und das Haller Damenstift (bis
1783) als Eigentümer ab, schließlich
Kaserne und Militärspital, ab 1827 in
privater Hand (Büro einer Speditions-
firma, daneben auch Brauerei mit ange-
schlossenem Gastbetrieb).
Letzte Besitzerin war „Mitzi“ Kramer; sie
verkaufte ihr Erbe im März 1942 an die
Stadt, sodass Lienz neue „Schlossherrin“
wurde und sich die zwei Quellen zum
damals sogenannten „Osttiroler Hei-
mathaus ,Schloß – Bruck‘“ vereinigen
konnten. Seine Eröffnung am
13. Juni
bot einen willkommenen Anlass zu
schwülstigen Reden und propagandis-
tisch verbrämten Feierlichkeiten:
*
„... Möge das Haus weithin künden von
der Schönheit dieses germanischen Landes,
dem Adel und der Zucht seiner Bewohner
...“
(aus der Ansprache des Gauleiters
von Kärnten, Friedrich Rainer)
* erstmals präsentierte sich der neu ge-
gründete „Osttiroler Standschüt-
zenverband“. Mit ihm
wollten die Nationalsozialisten durch
die Einbindung bestehender Schüt-
zenkompanien konservative, traditi-
onsverbundene Kreise der Bevölke-
rung für sich gewinnen
* zum aufwändig organisierten „1.
Kreisschießen“ am Schießstand beim
Gribelehof waren auch Abordnungen
aus Nord- und Südtirol eingeladen
* es wurde das eigens für diesen Anlass
von der Osttiroler Schriftstellerin
Fanny Wibmer-Pedit geschriebene
„Lienzer Heimatspiel“ aufgeführt.
Virgen
Ergänzend zum oben erwähnten Thema
„Sammlungen“ ein paar Sätze aus dem
Aufsatz einer Virger Volksschülerin (4.
Klasse, 8. Schulstufe, Lehrer: Johann
Brandstätter, vulgo Blusner):
6. Schularbeit, am 18. Jänner 1943
Wie kann ich mithelfen den Krieg zu ge-
winnen?
... Ich kann auch mithelfen, wenn ich
fleißig Altmaterial sammle, Altpapier,
Eisen, Lumpen und Knochen. Aus Alt-
papier wird neues Papier, Pappe und
Munition erzeugt. Aus Lumpen werden
Uniformen, Decken und Unterwäsche
für unsere Wehrmacht
hergestellt. Aus Knochen wird wieder
Wachs, Kerzen, Creme, Seife, Dünger,
Futterkalk und Sprengmittel erzeugt. ...
Ich kann auch noch mithelfen, wenn ich
... im Sommer fleißig Heilkräuter für die
verwundeten Soldaten sammle. ...
Nebenbei gesagt: Die Schülerin hieß da-
mals Anna Raffler, jetzt kennen wir sie
als vulgo Jaggler Nanne. Sie hat immer
sehr schön geschrieben und in dieser
Arbeit keinen einzigen Rechtschreib-
fehler gemacht!
Das Ende des Beitrags naht schnell, weil
im Protokoll des Gendarmeriepostens
nur zwei „karge“ Eintragungen vermerkt
sind und weitere bemerkenswerte Ereig-
nisse nirgends zu finden waren:
1. 4. 43:
Störballon
in Prägraten abge-
schossen.
15. 4. 43:
Alpinunglück:
Am 15. 4.
1943 ist der Arzt Josef Zoren ... bei einer
Bergwanderung nördlich von Mitteldorf
auf dem sogenannten Hohen Feld töd-
lich abgestürzt.
Otfried Pawlin
Quellenangabe:
Druckwerke:
Diverse Autoren: „Chronik des Dritten
Reiches“ in der Sammlung „Österreich
1938 – 1945, Dokumente2, Archiv-Ver-
lag, Wien
Dr. Martin Kofler: „Osttirol im Dritten
Reich, 1938 – 1945“, Studien-Verlag,
Innsbruck, 1996, ISBN 3-7065-1135-
5
Dr. Martin Kofler: „Osttirol – Vom Ersten
Weltkrieg bis zur Gegenwart“, Studien-
Verlag, Innsbruck, 2005, ISBN 3-7065-
1876-7
Protokolle des Gendarmeriepostens Vir-
gen, 1923 – 1973
Internet:
http://de.wikipedia.org/wiki/
Ernst_Kaltenbrunner
http://de.wikipedia.org/wiki/
Schlacht_von_Stalingrad
http://de.wikipedia.org/wiki/
Henning_von_Tresckow
http://de.wikipedia.org/wiki/
Warschauer_Ghetto
http://www.museum-
schlossbruck.at/ueber-schloss-
bruck/schlossgeschichte.html
Bildnachweis:
Abb. 1: http://www.welt.de/img/zweiter-
weltkrieg
Abb. 2: http://fop-historyclan.ucoz.de/
Bilder/Chronik/1943/WienerNeustadt-
Bomb.jpg
Abb. 3: Aus dem Buch von Dr. Martin
Kofler: „Osttirol – Vom Ersten Weltkrieg
...“ (siehe oben)
Festscheibe vom 1. Kreisschießen. Bemerkenswert, dass der Tiroler Adler dominant vor dem
Kärntner und demLienzerWappen steht, obwohl der Bezirk damals zumGau Kärnten gehörte.