Seite 29 - Gemeindezeitungen

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FODN - 55/03/2013
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PFARRE KALS AM GROSSGLOCKNER
A
m 9. Februar 1941 wurde ich als
8. Kind meiner Eltern Johann und
Theresia Hanser, vulgo Rubisoi-
er geboren, aber nicht im Heimathaus,
sondern in Unterlesach beim Pfoier.
Dorthin hatte man meine Mutter im Lei-
terwagen gebracht, da unser Haus sehr
hoch gelegen war und keine Zufahrt
hatte. Da die Hebamme bei der Mutter
nach meiner Geburt merkte, dass noch
weitere Kinder auf die Welt kommen
möchten, brachte man sie und mich
sofort nach Lienz ins Krankenhaus.
Maria, genannt Moidl, wollte nicht so
lange warten und kam unterwegs zur
Welt. Elisabeth, genannt Lisl, ließ sich
mehr Zeit und gesellte sich im Kranken-
haus zu uns. Es war eine große Über-
raschung für unsere Eltern, plötzlich
gesunde Drillinge in Händen zu halten.
Am 11. Februar wurden wir getauft
und ich bekam den Namen Josefa. Nach
gut einem Jahr kamen Moidl und ich zur
Pflege zu den Verwandten der Taurer
Familie. Dort hatte ich nun mein Da-
heim. Nach Beendigung der Schulzeit
half ich bei den anfallenden Arbeiten in
Haus und Hof mit.
Nach und nach reifte in mir der Ent-
schluss, bedingt durch verschiedene
Erlebnisse, mein Leben ganz Gott zu
weihen und in ein Kloster zu gehen. Er-
muntert durch Gespräche mit meiner
Cousine Anna Holaus, der heutigen
Tertiarschwester Miriam, entschloss ich
mich, bei diesen Schwestern in Hall ein-
zutreten.
Nachdem die Herbstarbeit auf dem
Hof getan war, machte ich mich am 31.
Oktober 1958 auf nach Hall in Tirol. Ich
wurde ins Postulat aufgenommen und
am 1. Mai 1959 mit noch zwei anderen
Postulantinnen eingekleidet. Dabei er-
hielt ich den Namen Sr. Maria Ludwiga.
Nach Beendigung des Noviziats ar-
beitete ich in verschiedenen Ordens-
filialen, wie im Leopoldinum Hall, in
Matrei im Schulhaus und im Altersheim,
in Schwaz, Götzens, Gnadenwald und
Thaur. Küche und Haus waren immer
mein Betätigungsfeld.
Am 7. September 2000 erlitt ich den
ersten Schlaganfall und seitdem bin ich
linksseitig gelähmt. Nach einem Auf-
enthalt im Krankenhaus Natters wurde
ich im Kloster Virgen zur Pflege auf-
genommen. Mit Hilfe eines Gehstockes
konnte ich noch im Haus umhergehen,
brauchte aber für Vieles Hilfe. Die Mit-
Sr. Maria Ludwiga Hanser
Unsere Ordensfrauen aus Kals am Großglockner
schwester Helene stand mir überall bei
und umsorgte mich gut und liebevoll.
Am 28. Mai 2011 durfte ich im Kreise
vieler Mitschwestern, die eigens aus
Hall angereist waren, mein 50-jähriges
Ordensjubiläum feiern. Eine besondere
Freude machten mir meine Verwand-
ten, die „Kalser Stubenfliegen“, die den
Gottesdienst und die anschließende Fei-
er mit ihrem Gesang wunderbar berei-
cherten.
Am darauffolgenden Pfingstsonntag
erlitt ich wieder einen Schlaganfall,
dieses Mal war die rechte Seite dran.
Ich kam ins Lienzer Krankenhaus. Die
Sprachschwierigkeiten legten sich wie-
der, aber mit dem Selbergehen ist es
seitdem endgültig vorbei.
Am 13. Juli 2011 brachte mich die
Rettung ins Provinzhaus Hall. Im Pfle-
geheim St. Klara werde ich rundum be-
treut. Meine Mitschwestern besuchen
mich und berichten mir, was im Kloster
läuft. Über den Fernseher kann ich täg-
lich den Gottesdienst in unserer Klos-
terkirche mitfeiern. Bei schönem Wetter
werde ich im Rollstuhl in den Garten
gefahren. Von meinem Fenster aus bli-
cke ich auf die Herz-Jesu-Basilika und
die Berge rundherum. Weil ich nicht
mehr arbeiten kann, habe ich viel Zeit
zu beten und bin so mit Euch, den lieben
Kalsern, in der Heimat immer ganz be-
sonders verbunden.
Die Drillinge Elisabeth, Moidl und
Josefa bei ihrer Firmung 1951
Philomena, Josefa (Sr. Maria Ludwiga) und Elisabeth Hanser
Sr. Maria Ludwiga Hanser