Seite 19 - Gemeindezeitungen

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BLICK
Ein
19
tion Scarabeus. Die erste Veröffentlichung:
Babalon. Benannt nach seinem damaligen
verlängerten Wohnzimmer, einem Lokal.
Das „Wie“ bestimmt sein Schreiben. Wie
Bernhard im Innsbrucker Bierstindl sitzt
und stolz sein erstes gebundenes Buch
präsentiert, wie er signiert, wie er sagt,
wie sehr er sich genau darüber freut, wie
alles beginnt, mit der Literatur. Schon da-
mals spricht er davon, einen Krimi schrei-
ben zu wollen. Schmiedet Pläne. Definiert
das Ziel: Von dem leben können, was ihn
ursächlich glücklich macht. Weil er nicht
anders kann. Weil er selbst nach einem 16
Stunden Tag als Fotograf sich noch hin-
setzt, und noch 6 Stunden schreibt. Wie er
das muss. Weil er das muss. Mit Fleiß und
Konsequenz.
Das wird belohnt, auch wenn’s noch nicht
zum Leben reicht. Mit Stipendien, mit Lite-
raturpreisen, mit der Möglichkeit, Hörspie-
le und Theaterstücke zu verfassen, weite-
re Bücher zu veröffentlichen, seine Sicht
der Welt zu zeigen. Seine „G’schicht’ln“,
wie er sie nennt. Als er Vater wird, mit
seinem Sohn 2004 in Thailand ist, kommt
eine Welle und löscht ihre Leben fast aus.
Der Tsunami. Ein tiefer Eindruck, einer
für’s Leben. Kein G’schicht’l. Er schreibt
darüber, macht das Erlebte öffentlich.
Geht damit um.
Nach „Das Nötigste über das Glück“ und
„Nur Blau“ und „Schnee kommt“, endlich,
der erste Krimi, wilde G’schicht’ln rund
um Max Broll, den Ex-Journalisten, der
als Totengräber arbeitet, den Dorfpfarrer
narrisch macht und seine Liebe in einem
Würstelstand findet. Wer Bernhard kennt,
erkennt darin viel wieder, manchmal auch
Facetten der eigenen Person. Wenn’s ernst
wird, fragt er, ob er sie verwenden darf.
Er geht sorgfältig mit seinen Helden um,
auch wenn er sie nicht schont.
So sehr er die Möglichkeiten schätzt, die
ihm Haymon gibt, er will mehr, er will
nicht nur lokal gelesen werden, er will auf
den großen Buchmarkt, will davon leben
können. Er fasst einen Plan, sucht sich
einen Literatur-Agenten, findet ihn in Ge-
org Simaneder. Er sendet ihm das Expose
zu „Totenfrau“. Man trifft sich, mag sich,
entscheidet sich füreinander. Simaneder
tut, was er kann, und das kann er offenbar
sehr gut.
Im Frühjahr 2013 telefonieren wir, und
Bernhard erzählt von dem Bieter-Krimi,
der losbricht, nachdem Simaneder den
Verlagen „Totenfrau“ präsentiert. 5 Verla-
ge wollen ihn. Und wie sie ihn wollen. Un-
bedingt. Woche für Woche werden Bern-
hards SMS euphorischer. Spannung pur.
Wegen des Thrillers, den er geschaffen
hat. Wegen Brünhilde Blum, der Bestat-
terin, der sympathischen Serienmörderin,
die Rache nimmt, kurz und knapp und
schnell.
Die Verlage überbieten sich, wollen das
Buch, ein nächstes, den Autor Bernhard
Aichner, den fotogenen Fotografen. btb
macht das Rennen. Auch hier, weil man
sich mag. Weil’s passt. Es passt so gut,
dass Bernhard Aichners „Totenfrau“ auf
die Titelseite des btb Katalogs kommt,
dass btb mit einer Erstauflage von 50.000
startet, dass sein Buch schon vor dem Er-
scheinen im deutschsprachigen Raum in
die USA verkauft wird, an den Verlag, in
dem auch Stephen King verlegt wird, dass
man Blums Rache in vielen Sprachen le-
sen wird können. Mitten in der Nacht habe
ihn der New Yorker Verlagsdirektor ange-
rufen, weil er sich die Rechte sichern hät-
te wollen. Nicht üblich. Außergewöhnlich.
Ein Traum, der in Erfüllung geht. Hörbuch.
Filmrechte. Jetzt gerade ein Lesungsma-
rathon. Quer durch den deutschsprachi-
gen Raum. Interviews, Fotos, Fernsehbei-
träge. Das volle Programm.
Bernhard Aichner aus Sillian, der seine
Sprache gefunden hat, der sich mit Fleiß
und Konsequenz und Erfolg sein Leben er-
schrieben hat, hat nicht vergessen, woher
er kommt und weiß sehr genau, wohin er
will.
Wer ihn liest, kann das spüren.
Text: Marcus Kiniger
Fotos: Bernhard Aichner
Portrait