Seite 14 - Gemeindezeitungen

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BLICK
Ein
14
• Visionstage abhalten
• lebensnahe Predigten
• von der Sonntagspflicht zur Freude
am Gottesdienst
• Christentum ist kein Zuschauersport.
• Ideen mitnehmen und sofort begin-
nen
• Glauben heißt, ein guter Nachbar
sein.
• Wir sind alle Individuen und daher
wird auch Glaube unterschiedlich
verstanden und gelebt.
• zu Fuß unterwegs sein - aufmerksam
und ansprechbar sein
• Seismograph der Not sein
• Priester als Spiritual / sich gegensei-
tig Priester sein
• Kirche als OFFENE und einladende
Gemeinschaft
• der neugierig-wertschätzende Blick
• Das Scheitern von Menschen wandelt
Gott in ihre Heilssendung für andere.
Die zahlreichen und ausführlich erarbeite-
ten Punkte der einzelnen Gruppen wurden
abschließend jeweils komprimiert in Visi-
onsfenstern und „Fußspuren“ festgehal-
ten, welche Bischof Scheuer im Anschluss
an den Konzilstag mit auf den Weg gege-
ben wurden.
Nachdem am Vormittag einzig die Gruppen
das Wort hatten, bildeten am Nachmittag
„heiße Eisen“ wie u.a.
• Geschieden-Wiederverheiratete
• Kirchenbeitragsalternativen
• Priestermangel
• Frau in der Kirche und Diakonat für
Frauen
• Spannungen zwischen theologischer
und pastoraler Wahrheit oder
• Die Form der Verkündigung kirchli-
cher Sexualmoral
Grundlagen für ein Gespräch mit dem Bi-
schof.
Für Bischof Scheuer ist wichtig, dass der
Priester die Nähe zu den Menschen hat
und diese gleichzeitig seine spirituelle
Grundlage spüren sollten.
Alles oder nichts, ganz oder gar nicht - im-
mer alles zu erreichen, egal in welchem
Lebensabschnitt, zu welchem Thema, und
so auch in der Kirche, sei unmöglich, so
Bischof Scheuer. Dies verlange eine Reich-
weite, die unrealistisch ist. So sollten Idea-
le näher betrachtet werden und realistisch
beurteilt werden.
Auf die Jugend angesprochen, muss die
Kirche ohne Frage kreativer werden, so
Bischof Scheuer.
Die Priesterweihe von Frauen ist nicht
absehbar. Er versuche jedoch, Frauen in
leitenden Positionen einzubauen, so wie
beispielsweise in der Seelsorge, in der Pä-
dagogik, im Bildungshaus, etc.
Es stellt sich auch die Frage, wie mobil
jeder Einzelne innerlich und äußerlich ist.
Der Druck kommt von ganz unterschiedli-
chen Seiten. Eine gesamtkirchliche Lösung
muss sich an den Sehnsüchten der Men-
schen orientieren. Die Kirche muss eine
den Menschen tragende Gesellschaft sein.
Es sind dafür aber auch unterschiedliche
Wahrnehmungen notwendig. Gleichzeitig
muss auch Versöhnung und Vergebung
eine Chance gegeben werden, so Bischof
Scheuer.
Von Deregulierungen wie etwa in Ehe und
Familie hält Bischof Scheuer nichts. Jeder
Einzelne muss Verantwortung überneh-
men. In der Finanzwelt beispielsweise
wollen wir ja auch, dass nach Regeln ge-
arbeitet wird.
Ein Widerspruch in der heutigen Gesell-
schaft sei es, dass auf der einen Seite
alles sehr verrechtlicht ist, auf der ande-
ren Seite eine „Wurstigkeitsgesellschaft“
entstanden ist.
Glaube, so Bischof Scheuer, lässt sich
nicht geplant produzieren. So sind heute
zum Beispiel Religionslehrer nicht weniger
fruchtbar, aber eher ohnmächtig. Wichtig
ist, dass Glaube aus der Familie kommt.
Auf seine Meinung zum Dekanat Sillian
angesprochen, meinte Bischof Scheuer,
Sillian sei einzigartig.
Der Konzilstag des Dekanates Sillian soll
aber nicht Ziel, sondern Start in eine neue
pfarrgemeindliche Zukunft sein.
Und so finden sich nachfolgend einige
Gedanken, welche aus Gesprächsaben-
den entstanden sind, die zum ausgiebigen
Diskutieren anregen sollen, wo und wann
auch immer! Und es ist wünschenswert,
wenn durch den Schneeballeffekt viele
weitere Visionen für die Pfarrgemeinde
entstehen.
Der Geist des Konzils muss in der Kirche
endlich wieder zugelassen werden.
Er fordert Aufbruch und den permanenten
Prozess der Veränderung in der Kirche und
von uns die stetige Auseinandersetzung
mit dem Glauben.
Wenn wir zu Fehlern und Schwächen
stehen dürfen, bekommt die Welt wieder
mehr Menschlichkeit!
Wie weit ist die Kirche bereit mit uns zu
gehen, und wo sind ihre Grenzen?
Wir halten die Spiritualität für einen wich-
tigen Zugang zur Religion, den Seelsorger
sehen wir heute zunehmend als Entertai-
ner, die Hl. Messe als Event. Den Kirchen-
raum sehen wir als Kraftplatz, als Ruhe-
ort in einem immer schneller werdenden
Alltag.
Wir hoffen, dass die Römische Kirche ihre
Trägheit und Angst vor Veränderung und
Offenheit überwindet.
„Aufbrechen“ ist das Motto der Diözese,
das stimmt uns optimistisch.
Wir spürten und lebten bei unseren Tref-
fen den Optimismus des Aufbrechens, die
Freude des Geistes des II. Vaticanums.
Vieles konnte im Laufe dieses Konzilsta-
ges seitens der Gesprächsgruppen Bischof
Scheuer und seinem Team mit auf den
Weg gegeben werden.
Wir hoffen, die Ideen und Visionen werden
weitergetragen und gleichen der Rose von
Jericho, die totgeglaubt auf fruchtbaren
Boden fällt, erblüht und sich öffnet.
Text und Fotos: Johanna Kraler
Soziales