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Mai 2014 Gemeindekurier Nußdorf-Debant 78. Ausgabe
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Im Wildbacheinzugsgebiet Zwies-
lingbach wurde am Sonntag, den
16.03.2014 ein Murereignis bei tro-
ckenen, sehr warmen Witterungsver-
hältnissen durch starke Schnee-
schmelze, Hangwassersättigung
nach einem schneereichen Winter
und ungefrorenen Bodenverhältnis-
sen ausgelöst.
Der Mitterbergweg im Bereich der
„Hackachgrabenquerung“ wurde auf
einer Länge von ca. 10 m und einer
Höhe von ca. 70 cm übermurt. Das
Geschiebeauffangbecken
beim
„Zwieslinger“ wurde bis unter die
Sperrenkrone mit Murmaterial aufge-
füllt, die Auslauföffnung unterhalb
blieb aber noch wasserzügig. Durch
Murabflüsse wurden auch die Rohr-
durchlässe im Ortsgebiet östlich des
Gasthauses „Ladele“ und des Radwe-
ges verklaust. Die Verklausung im
Ortsgebiet konnte durch gemeindeei-
gene Räumfahrzeuge behoben wer-
den. Die Radwegquerung wurde ge-
sperrt und durch Sandsäcke gesichert.
Westlich entlang des Radweges kam
es zu leichten Vermurungen. Am Tal-
boden, im Versickerungsbereich des
Zwielsingerbaches waren die Über-
flutungen aufgrund der Schneelage
deutlich zu beobachten. Art und Ab-
flussrichtung entsprachen dabei ge-
nau den in den Gutachten zu den Flä-
chenwidmungsverfahren getätigten
Aussagen der Wildbachsachverstän-
digen.
Das Anbruchgebiet der Hangmure
befindet sich am Hochberg in rd.
1.150 m SH, unterhalb des Weges der
Bringungsgemeinschaft „Luner“ und
westlich der Hofstelle „Zeiner“. Die
nur mäßig steile Abbruchstelle hat
ein Ausmaß von ca. 15 x 20 m und ei-
ne Höhe von 50 cm. Erkennbar sind
zahlreiche Hangwasseraustritte auf
lehmigem Untergrund. Eine weitere
Abbruchscholle im Ausmaß von ca.
10 x 15 m ist an den Geländeanrissen
deutlich erkennbar. Hangabwärts
mündet die Hangmure in den Hack-
achgraben, dem östlichen Quellbach
des Zwieslingbaches. Der Hackach-
graben ist ausgeräumt, die Forstweg-
querung am oberen Mitterberg ca. 1
m übermurt.
Aufgrund der angespannten Situation
und bedingt durch Nachmuren im
„Hackachgraben“ mußte der Mitter-
bergweg oberhalb der Hofstelle
Zwieslinger vorübergehend gesperrt
werden. Seitens der Wildbach- und
Lawinenverbauung Osttirol wurden
umgehend die Räumung des Ge-
schiebeauffangbeckens „Zwieslin-
ger“ und des Rohreinlaufes der Hack-
achgrabenquerung durch den Mitter-
bergweg sowie die Oberflächen- bzw.
Hangwasserausleitung im Bereich
der Rutschung am Hochberg veran-
lasst.
Aus wildbachfachlicher Sicht wird
festgestellt, dass bereits das kleine
Murereignis die Schwachstellen der
unzureichenden Abflussverhältnisse
am besiedelten Schwemmkegel des
Zwieslingbaches im Ortsteil Nußdorf
deutlich gemacht hat und die geplan-
ten ergänzenden Hochwasserschutz-
bauten bestätigt.
Dieses Verbauungsprojekt wurde von
der WLV bereits vor vielen Jahren
(2009) ausgearbeitet. Trotz vieler Be-
mühungen vor allem des Bürgermeis-
ters ist es jedoch bis zum heutigen
Tag nicht gelungen, einen rechtsgülti-
gen Bescheid zu erwirken. Die WLV
unterstützte dabei den Bürgermeister
nach Kräften. Grundbesitzerinforma-
tionsveranstaltungen, mehrere Ge-
meinderatssitzungen, unzählige Be-
sprechungen mit der Wasserrechtsab-
teilung der Bezirkshauptmannschaft
– einige davon auch unter Mitwir-
kung der Bezirkshauptfrau Dr. Reis-
ner – brachten bisher kein positives
Ergebnis. Das Projekt wurde in ver-
schiedenen Varianten, zuerst als Ge-
samtprojekt für den Bachlauf, dann
als Teilprojekt Oberlauf bis zum Be-
cken oberhalb des „Ladele“, dann als
Teilprojekt Oberlauf bis „Zwieslin-
ger“ eingereicht aber bisher ohne
rechtsgültigen Bescheid. Im Rahmen
einer Gemeinderatsbesprechung wur-
de im Beisein eines Vertreters der
WLV auch über die Grundablösen
diskutiert. Dazu ist festzuhalten, dass
diese
nicht
über das Projekt finan-
ziert werden können und die Gemein-
de Nußdorf-Debant diese Kosten zur
Gänze selbst tragen muss. Wenn ich
mich richtig erinnere, waren alle Ge-
meinderäte einhellig der Auffassung,
dass man den Grundeigentümern
beim Rückhaltebecken Zwiesling-
bach nicht mehr zahlen kann, als je-
nen bei den Becken vom Dorf- und
Wartschenbach. Dies wurde aus Fair-
nessgründen so festgelegt.
Derzeit ist wieder das Genehmi-
gungsverfahren für den Oberlauf bei
der BH Lienz anhängig und ein posi-
tiver Bescheid erlassen. Sollte dieser
rechtskräftig werden wird einerseits
sofort mit der Errichtung der Schutz-
bauten begonnen, andererseits auch
das Mittel- und Unterlaufprojekt inkl.
Retentionsbecken zur Genehmigung
eingereicht.
DI Pichler/ DI Unterweger
Murereignis Zwieslingbach
Vermurung Mitterbergweg im Bereich Hackachgrabenquerung und teilverfülltes
Geschiebeauffangbecken „Zwieslinger“