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Lienzer Talboden, Iseltal bis Matrei, rela-
tiv häufig.
Halskrausen-Erdstern
(Geastrum
triplex)
– besonders große und auffallen-
de Art: Thal, Lienz Umgebung, Iseltal bis
Matrei.
Zwerg-Erdstern (Geastrum mini-
mum)
– sehr seltene, auffallend kleine und
hübsche Art: Kalkstein, auf dem trocken-
warmen Grashang unterhalb der Kalkfel-
sen; oberhalb Wallhorn bei Prägraten.
Boviste, Stäublinge
(Lycoperdaceae):
Eierbovist (Bovista plumbea)
– Lienz
Umgebung, Iseltal, Kals, Defereggen, Vir-
gen; vorwiegend auf Weideflächen.
Schwärzender Bovist (Bovista nigres-
cens)
– häufig, aus allen Tälern bekannt,
am Bachlenkenkopf (Lasörlinggruppe)
noch bei 2.650 m.
Krustenbovist (Bovista tomentosa)
sehr selten, nur ein Fund: Schlaiten, am
Iselufer, erst im Herbst 1993.
Schlamm-Bovist (Bovista limosa)
Große Rarität: Mit der vorigen Art am
rechten Iselufer bei Schlaiten, an trocken-
sandiger Stelle. Die Art wurde 1932 (!)
erstmalig in Österreich gesammelt und
zwar ebenfalls in Osttirol: Drauufer zwi-
schen Jungbrunn und Lavant, Prof. Dr.
Kurt Lohwag, und seitdem nie mehr ge-
funden. Nachdem zum Erstfund auch kei-
ne Exsiccate mehr vorhanden sind, stellen
die drei kleinen Fruchtkörper aus Schlaiten
derzeit die einzigen echten Belege aus
Österreich dar! Die Art ist in Einzelfunden
bekannt aus Deutschland (1982),
Schweiz, Spanien, Großbritannien, Nor-
wegen, Niederlande, Schweden, Finnland
– also hauptsächlich nordische Art!
Hasen-Bovist (Calvatia utriformis)
(neuerdings Gattung Handkea) – Streu-
funde, wahrscheinlich in allen Bereichen
auf Weiden und Fettwiesen. Oft recht
ansehnliche Stücke, die mit dem Riesen-
Bovist zu verwechseln sind.
Beutel-Stäubling (Calvatia excipuli-
fermis)
(neuerdings ebenfalls Handkea) –
vereinzelte Funde von Tessenberg bis
Innergschlöß, nicht häufig.
Riesen-Bovist (Langermannia gigan-
tea)
– Hierher zu rechnen: Foto und Text
im Osttiroler Boten vom 19. 8. 1983 (R.
Preßlaber) aus Klausen bei Matrei. Meh-
rere mündliche Mitteilungen aus Heinfels,
Glanzer Auen, Lienzer Talboden u. a.
konnten nicht spezifisch geprüft werden.
Größte Exemplare erreichen bis 50 cm
Höhe und 150 cm Durchmesser.
Birnen-Stäubling (Lycoperdon pyri-
forme)
– häufig, im ganzen Gebiet zu fin-
den, bis etwa 1.700 m.
Brauner Stäubling (Lycoperdon um-
brinum)
– Lienzer Talboden, Iseltal bis
Oberleibnig und Hochschoberhütte 2.500
m, eine der selteneren Arten.
Milchkaffee-Stäubling (Lycoperdon
molle)
– nur drei Funde: Porze See, Glan-
zer Auen, St. Jakob i. D.
Kastanienbrauner Stäubling (Lyco-
perdon lividum)
– Der deutsche Name ist
irreführend, weil die Fruchtkörper immer
gelbbraun sind (Mrazek, briefliche Mittei-
lung). Nur sehr vereinzelt und gestreut
(Hintenburg, Zettersfeld, Unterpeisch-
lach, Taurerwirt/Kals, Bichl/Matrei).
Moos-Stäubling (Lycoperdon cricae-
um var. ericaeum) –
L. cricaeum var.
subareolatum lebt nur auf Torfmoos
(Sphagnum) und wurde in Osttirol noch
nicht gefunden. Ebenfalls nur selten. Ober-
tilliach (bis Ritschinant), Zettersfeld,
Oberleibnig bei St. Johann. Typische Art
der sauren Böden.
Flaschen-Stäubling
(Lyroperdon
perlatum)
– mehrfache Funde, nicht sel-
ten und wohl überall zu finden.
Stinkender Stäubling (Lycoperdon
foetidum)
– selten: nur drei Funde: Un-
terstaller Alm im Villgraten, Forellenhof
bei Lavant, Zettersfeld bei Lienz in 2.000
m.
Wiesen-Stäubling (Vascellum pra-
tense)
– weit verbreitet und offenbar nicht
selten, öfters mit anderen Arten.
Kartoffelboviste
(Sclerodermataceae)
Gelbfleckiger Kartoffelbovist (Sclero-
derma bovista)
– nur selten: Lienz Stadt-
gebiet, im Rasen beim BG/BRG unter
Birken durch mehrere Jahre in schönen
Stücken; Tennisplätze beim Bahnhof noch
1993; Iseltal: Gwabl bei Ainet unter Berg-
ulmen.
Für „Küchen-Mykologen“ sei erwähnt,
was eigentlich allgemein bekannt ist, daß
die jungen, noch durchwegs auch innen
weiß gefärbten Fruchtkörper von Arten der
Gattungen Calvatia, Langermannia und
Lycoperdon eßbar sind. Mit der Braunfär-
bung beginnt die Sporenreife und in völlig
braunem und trockenem Zustand stäubt
eben auch der Teufelstabak.
Die exakte Bestimmung allfälliger
Funde ist derzeit nicht möglich, einmal
weil in Osttirol kein Pilz-Botaniker lebt
und der eingangs erwähnte Fachmann we-
gen Sporenpulver-Allergien keine Sen-
dungen mehr annimmt. Trotzdem wäre die
fallweise Aufsammlung, vor allem in
höheren Lagen dringend nötig.
Konkrete Nachweise folgender Arten feh-
len immer noch oder sind zu erwarten:
Stinkmorchel (Phallus impudicus), Hunds-
rute (Mutinus caninus), Topf-Teuerling
(Cyathus olla), Kugelwerfer (Sphaerobolus
stellatus), Nördlicher Stäubling (Calvatia
cretacea, = borcealis) auch Vertreter ande-
rer Gattungen und Adventivarten könnten
bei gezielter Suche zu finden sein!
Literatur (Auswahl):
Breitenbach, J. & F. Kränzlin (1986): Pilze der Schweiz,
Bd. II: Nichtblätterpile (Heterobasidiomycetes, Aphyl-
lophorales Gastromycetes). – pp. 1-416, zahlr. Abb.
Dörfelt, H. (1985): Erdsterne. – Neue Brehm-Bücherei. –
Ziemsen, Wittenberg, pp. 1-108, 70 Abb.
Gerhold, N. (1993): Beitrag zur Großpilzkartierung in
Österreich 1992 (Macromycetes). – Ber. nat.-med. Ver.
Innsbruck 80:15-37.
Groß, G., A. Runge & W. Winterhoff (1980): Bauchpilze
(Gasteromycetes s. l.) in der Bundesrepublik Deutsch-
land und Westberlin – Beih. Zeitschr. Mykologie, 2:1-
220, 27 Karten.
Jülich, w. (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und
Bauchpilze. – In: H. Gams: Kleine Kryptogamenflora
Bd. //b/1:1-626, 175 Abb. – Verl. Fischer.
Kofler, A. (im Druck): Epigäische Basidiomyceten aus Ost-
tirol.
Magnus, P. (1905, mit Nachtrag 1926): Die Pilze (Fungi).
– In: Dalla Torre, K. W. & L. Sarnthein: Flora der ge-
fürsteten Grafschaft Tirol, des Landes Vorarlberg und
des Fürstentums Liechtenstein, Bd. III:LIV; 1-716, –
Nachtrag in: Ber. nat.-med. Ver. Innsbruck XL.: 1-315.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Nummer 9/10 — 62. Jahrgang
Halskrausen-Erdstern (Geastrum triplex): Matrei, Waier, in Grauerlenhang, zahlreich
am 27. 3. 1993, als Beispiel für die Überwinterung dieser Arten.
Foto: Alois Kofler
IMPRESSUM DER OHBL:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer:
HR Dir. Mag. Dr. Alois Kofler, A-9900 Lienz,
Meranerstraße 3.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2a.
Ergänzung zu „Ein Beitrag zur Ge-
schichte von St. Johann i. W.“ (OHBL.
8/1994): Durch ein Versehen des Ge-
währsmannes für die heutigen Haus-
und Flurnamen wurde der Hofname
„Schuster (Wirt)“ in Unterleibnig
nicht erwähnt. (Der Autor).