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Vor ca. 70 Jahren wurden die Erzlager
freigelegt, sind aber inzwischen wieder
verfallen.
5.
Schwefelkiesbergbau Tessenberg
Im Jahre 1901 wurde im Hintenburger
Berg (Gem. Strassen) Schwefelkieserz ge-
sucht und 1904 vom Bergbaudirektor Ing.
Hugo Leopold ein größeres Schwefelkies-
erzlager gefunden. Nun begannen die Auf-
schließungsarbeiten und ein Stollen-
vortrieb bis 1912. Nach einer Arbeitsein-
stellung wurde 1915 der Betrieb wieder
aufgenommen. 1916 stand das Werk in
Vollbetrieb mit ca. 300 Arbeitern und Ar-
beiterinnen (davon ca. 50 russische und 50
italienische Kriegsgefangene). Für die
Unterbringung der Belegschaft wurde ein
Beamten- und ein dreistöckiges Arbeiter-
wohnhaus mit über 300 Schlafstellen und
einigen Kochgelegenheiten gebaut.
Abgebaut wurde vorerst nur der Fein-
kies mit ca. 40 bis 44 % Schwefelgehalt
und mit der 1916 fertiggestellten 3,3 km
langen „Bleichert“-Seilbahn zur Bahnsta-
tion Abfaltersbach geliefert (von 1916 bis
1918 ca. 40.000 Tonnen Verkaufserz). Die
1918 erstellte und mit einem Dieselmotor
angetriebene „Humbold“-Aufbereitungs-
anlage mit Setzmaschinen konnte den
Schwefelgehalt des reichlich vorhandenen
Grobkieses von ca. 26 % auf über 40 %
anreichern.
1918 bis 1920 wurde der Betrieb wegen
Zusammenbruch und Streiks geschlossen.
Ab 1920 wurde die Erzgewinnung von 48
Arbeitern (davon 20 Frauen) wieder auf-
genommen und jährlich ca. 4.000 bis
6.000 Tonnen Verkaufskies geliefert.
Zwischen 1922 und 1923 mußte kurzzeitig
die Lieferung eingestellt werden, weil die
Bahn wegen Kohlemangel keine Fracht
übernahm. Im Mai 1925 wurde der Erzab-
bau endgültig eingestellt.
1943 wurde wieder mit der Auf-
schließung des Unterbaustollens („Olden-
burgstollen“) begonnen. Am 30. Oktober
1943 kam es zu einem größeren Wasser-
einbruch (ca. 1.000 m
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Wasser) in einer
Stollentiefe von 400 m. Nach dem Bau ei-
ner Hochspannungsleitung von Fronstadel
zur Aufbereitung (1944) wurde der Zen-
tralantrieb der gesamten Aufbereitung auf
einen 90 PS Elektromotor umgestellt.
Die Aufschließungsarbeiten wurden im
Mai 1945 bei einer freigelegten Stollen-
tiefe von 560 m eingestellt. 1948/1949
wurde die Aufbereitungsanlage nach
Panzendorf überstellt. In den folgenden
Jahren wurden die vorhandenen Gebäude
verkauft und abgetragen und der Stollen ist
wieder verfallen.
6.
Schwefelkiesbergbau Panzendorf
Im 1697 entdeckten Erzlager wurde län-
gere Zeit auf Kupfererz gearbeitet, das zu-
erst in den Schmelzen Villgraten und Pan-
zendorf und später in der Schmelzhütte an
der Gail geschmolzen wurde.
1883 wurde mit einem Stollenvortrieb in
Heinfelsberg wieder begonnen. Im Jahre
1886 wurde das Bergwerk als „Schwefel-
kiesbergwerk Panzendorf“ in Betrieb ge-
nommen. Dieses brachte es im Laufe der
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
62. Jahrgang — Nummer 11
Bergbau Tessenberg, Material-Erzseilbahntalstation am Bahnhof Abfaltersbach, 1916.
Bergbau Tessenberg, Bergbaumagazin Bahnhof Abfaltersbach.
Bergbau Tessenberg, Bergarbeiter mit Steiger und Aufseher bei Aufschließungsarbeiten
des „Oldenburgstollens“, 1928.