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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JUNI/JULI 2014
36
bis auf die Tage, an denen sie
gar nicht mehr das Haus ver-
lassen konnte, ihrer Arbeit
nach, machte sogar Ausbildun-
gen, bekam Kinder, hatte Be-
ziehungen zu Männern. „Ich
lernte, mit meiner Angst zu
leben, die mir allerdings immer
wieder beinahe meinen Ver-
stand raubte.“ Dass das Leben
für sie keine Freude war, kann
man sich vorstellen. Die Ängste
gingen mit teils schweren De-
pressionen einher. „Doch ich
versuchte mich mit großen
Verantwortlichkeiten – wie
Kinder – auf dieser Erde zu be-
halten. Ich sah diese Qual
(Angst) als Aufgabe an, die ich
auf dieser Erde zu bewältigen
hatte.“ Magdalena versuchte es
auch immer wieder mal mit
Psychotherapie. Doch sie half
nicht. „Denn ich war noch nicht
bereit mich mit der Angst
wirklich zu konfrontieren. Ich
hatte die Kraft einfach nicht. Im
Gegenteil. Ich ließ mich wei-
terhin von der Angst in allen
möglichen Bereichen meines
Lebens stark einschränken.
Mein Bewegungsradius war
über sehr lange Zeit minimal.“
Erledigungen waren
unmöglich
So war eine Fahrt durch
einen Tunnel für Magdalena
unmöglich, mit einer Seilbahn
oder einem Aufzug zu fahren
ebenfalls, Lebensmittel in
„Meine irrationalen Angst-
zustände erreichten den Höhe-
punkt, als ich tagelang nicht
mehr das Haus verlassen
konnte, obwohl ich mich da-
heim überhaupt nicht wohl
fühlte. Ich hatte schreckliche
Angst. Doch sobald ich den
Griff der Haustüre in die Hand
nahm, war ich durch die Angst
wie gelähmt. Ich konnte die Tür
einfach nicht mehr öffnen, ge-
schweige denn, die wie festge-
eisten Beine einen Schritt ins
Freie bringen“, erzählt die 46-
Jährige. Die Folge waren Wein-
krämpfe den ganzen Tag über.
Irgendwann schaffte es die ge-
lernte Verkäuferin doch wieder
nach draußen, um wegen ihrer
Zustände zum Arzt zu gehen.
„Er war ein Allgemeinmedizi-
ner, wusste nicht viel mit ihr
anzufangen, sondern verschrieb
mir vielmehr Psychopharmaka,
die bei Selbstmordgefährdung
,helfen‘ sollten. So stand es zu-
mindest auf dem Beipackzettel.
Ich nahm die Tabletten nicht.“
Qual als Aufgabe
angesehen
Wenn man meint, Magdalena
wäre in all der Zeit arbeitslos
gewesen, irrt man. Sie ging –
Magdalena B. aus Lienz-Umgebung lebt seit dem 20. Lebensjahr mit Angstzuständen.
Vor einigen Jahren konfrontierte sie sich erstmals – mit aller Kraft und Expertenhilfe – mit ihrer
Angst. Mittlerweile tat sich schon viel Positives.
Magdalena B. konfrontierte sich intensiv mit ihren schweren Ängsten. Jetzt ist sie imstande neue Kraft in den Wäldern zu schöpfen.
Seit dem 20. Lebensjahr
wurde die Osttirolerin von
extremen Panikattacken durch
das Leben gejagt.
Wenn die Angst einen du