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Oberkärntner
Volltreffer
2. juni 2014
CHRONIK
Meine
G
eschichte
Sie ließ die Mühlen wieder klappern
Brigitte Lugger,
Maria Luggau:
Täglich kommen Menschen nach Maria Luggau, um bei der Gnadenmutter in der Basilika Trost zu finden, Hilfe zu erbitten oder Dank zu sagen.
Weiters sind die nahegelegenen Mühlen am Trattenbach und der Bauernladen direkt an der Straße Anziehungspunkte. Die Lehrerin Brigitte
­Lugger wirkte dabei entscheidend mit.
Fünf Mühlen klappern am Trat-
tenbach, sie sind durch den
Mühlenweg verbunden. Sie wer-
den noch von den Besitzern zum
Kornmahlen genutzt, eine davon
gehört der Familie Lugger. Ohne
den Einsatz und das Engage-
ment von Brigitte Lugger gäbe es
die Mühlen nicht mehr. Bei den
Unwettern 1965/66 wurden sie
zerstört. Das Interesse an alten
Holzbauten bzw. Baudenkmälern
war gering. Außerdem lockte die
Möglichkeit, anstelle der Müh-
len doch lieber ein Kraftwerk zu
errichten. Ein Mühlenverein zur
Erhaltung der Mühlen wurde ge-
gründet. Dem Ehepaar Lugger
gelang es mehr und mehr Leu-
te zu überzeugen. „Widerstände
gab es damals genug“, erinnert
sich Brigitte Lugger, doch gelang
es schließlich die Mühlen „unter
Denkmalschutz“ zu stellen. Eine
weitere viel fotografierte Dop-
pelmühle steht gleichsam als
Willkommensgruß knapp außer-
halb von Luggau an der Landes-
grenze Kärnten-Osttirol.
Sie weiß viel
Heute freut sie sich über die all-
gemeine Akzeptanz ihres Ein-
satzes, der schließlich auch
dem lokalen Tourismus zugu-
te kommt. Kirche, Mühlen,
Mühlen­weg und Bauernladen
(seit 1990) sowie neuerdings
der revitalisierte historische
­Klostergarten (zwischen Bauern-
laden und Kloster, oberhalb der
Lesach­tal-Straße) sind Fixpunkte
für Besucher und Touristen. Lug-
ger macht Führungen, sie weiß
viel, erzählt und erklärt gerne
und begeistert damit stets aufs
Neue viele Interessierte.
Mit 19 Jahren hatte sie ihren ersten
Schultag an der Volksschule Ma-
ria Luggau. Sie verliebte sich gleich
und sagt dies in dieser Reihenfolge,
„in die Landschaft, in die gewach-
sene Baukultur und in den Nach-
barn“, der dann bald ihr Ehemann
wurde. „Wenn man von außen
kommt, hat man wohl einen ande-
ren Blick“, meint sie rückblickend.
Traditionsverbunden
und modern
Brigitte Schwei (so ihr Mädchen­
name) wurde in Thörl-Maglern
geboren und besuchte zunächst
das Realgymnasium in Villach und
dann den Abiturientenkurs an der
Lehrerbildungsanstalt in Klagen-
furt. Aufgeschlossenheit, Neugier,
Interesse fürs Neue zeichnen sie
aus, ebenso auch Konsequenz und
Durchhaltevermögen. Sie ist mit
zahlreichen Experten, etwa im Be-
reich der Volkskultur, aus dem In-
und Ausland in Kontakt.
Lugger, sie feiert heuer ihren Siebzi-
ger, wirkt bei den verschiedensten
Orts- und Vereinsinitiativen för-
dernd und unterstützend mit und
berichtet über besondere Aktivi-
täten auch medial. In Maria Lug-
gau ist es selbstverständlich, dass
Kirchliches und Dorfleben fix zu-
sammengehören. Sie lebt mit und
sieht sich als „traditionsverbunden
und modern“.
Die angebliche Rückständigkeit und
Langsamkeit des Tales hatten im-
merhin dazu geführt, dass es 1992
mit dem Prädikat „Europas natur-
belassenstes und umweltfreund-
lichstes Tal“ ausgezeichnet wurde.
Lesachtaler Brot ist
Kulturerbe
Urlaub auf dem Bauernhof, den sie
auch selbst anbietet, geht Hand in
Hand mit dem Anbieten und Ver-
kaufen von Produkten aus dem Tal,
beispielsweise dem Lesachtaler
Brot, das ausgezeich-
net wurde und
offiziell zum Im-
materiellen Kul-
turerbe der UN-
ESCO aufstieg. Es
ist sogar im fernen
Japan begehrt. Dort
wurde ein originaler Lesachtaler
Brotbackofen aufgestellt.
Und das Getreide fürs schmack-
hafte Brot wird mittlerweile
auch wieder von mehreren Bau-
ern selbst angebaut, einer davon
Sohn und Hoferbe Mario. Der
Bergbauer ist auch Bergführer
und sehr sportlich. Seine Eltern
sind stolz darauf, dass er und
seine Frau Helene auf dem Hof
bleiben und auch gerne „weiter-
machen“ wollen. Werte wie Zu-
sammenhalt, Respekt, Achtung,
Dankbarkeit sind für die Familie
Lugger unverzichtbar.
Karl Brunner
Mühlen-Retterin Brigitte Lugger
wird stets von ihrem Mann Leopold
unterstützt.
Die Luggauer Mühlen sind ein kulturelles Kleinod.