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ALPINTOURISMUS
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2014
8
Es waren sehr schöne Tage für
die rund 100 Vertreter alpiner
Vereine aus Mitteleuropa im
Bergsteigerdorf „Tiroler Gailtal“.
„Ja, sie genossen vor allem das
Skitourenprogramm. Wir haben
sie dazu eingeladen, damit sie die
Werte eines Bergsteigerdorfes
weitertragen, sprich, als Multi-
plikatoren dienen“, informiert
Christina Schwann vom Öster-
reichischen Alpenverein (OeAV).
Seit 2005 gibt es die vom Al-
penverein ernannten „Bergstei-
gerdörfer“ in Österreich, alpine
Ortschaften, die ihren ursprüng-
lichen Charakter bewahrten.
Mittlerweile sind es 20 an der
Zahl, die vomAlpenverein einer
breiten Öffentlichkeit vorgestellt
werden. „Dabei präsentieren wir
nicht nur die bergsportlichen
Möglichkeiten, sondern auch
landschaftliche Schönheiten,
kulturelle Besonderheiten und
kulinarische Spezialitäten.“
Glaubwürdig
„Damit soll ein natur- und so-
zialverträglicher Bergurlaub in
authentischem Umfeld geför-
dert, eine glaubwürdige Alter-
native zum Massentourismus
angeboten und den Ortschaften
eine wirtschaftliche Entwick-
lung ermöglicht werden“, er-
klärt Schwann.
Neben dem Tiroler Gailtal
(dabei wurden die Gemeinden
Kartitsch, Ober- und Untertilli-
ach zusammengefasst) ist in
Osttirol auch das Villgratental
eines vomAlpenverein ernann-
tes „Bergsteigerdorf“.
Die Idee, das Prädikat „Berg-
steigerdörfer“ unter bestimmten
Voraussetzungen an Regionen zu
verleihen, gebar der Alpenverein
unter der Federführung von
Peter Haßlacher, der im Novem-
ber beimAlpenverein in Pension
ging. Das Regionalentwick-
lungsprojekt steht unter dem
Dach der Alpenkonvention und
wird seit 2008 mit Geldern aus
dem Fonds für ländliche Ent-
wicklung (EU-Geld) und des
Lebensministeriums finanziert.
Mit italienischen
Nachbarn
Aus dieser „Bergsteigerdorf“-
Idee entwickelte sich dann ein
neues „Baby“ – nämlich das
Projekt „Bergsteigerdörfer ohne
Grenzen“, das vor zwei Jahren
als „Interreg-Projekt“ startete
und an dem Haßlacher maßgeb-
lich beteiligt war. „Dabei gilt es,
das österreichische Bergsteiger-
dorf-Projekt auch über die Gren-
zen zu tragen und dortige Ge-
meinden zum Mitmachen zu be-
wegen“, so Haßlacher, der dafür
Kartitsch, Ober- und Untertilli-
ach, Forno di Zoldo, Cibiana di
Cadore und Zoppé di Cadore
„unter einen Hut“ brachte.
Bauern bewirtschaften
nicht mehr
Seitdem arbeiten diese Ge-
meinden zusammen. „In erster
Linie geht es bei unserer Zusam-
menarbeit um Austausch. Ganz
nach dem Motto: Welche Initia-
tiven funktionieren gut? Was
kann man voneinander überneh-
men? Wie erreicht man die Ziel-
märkte des anderen?“, so der
Kartitscher Bürgermeister Josef
Außerlechner als Vertreter der
Osttiroler Projektpartner. „So ist
es imVal die Zoldo leider bereits
so, dass die Bauern aufhörten,
die Flächen zu bewirtschaften.
Die Kulturlandschaft geht verlo-
ren. Bei uns schauen sie sich jetzt
ab, wie man sanften Tourismus
und Landwirtschaft verknüpfen
kann“, erzählt Schwann.
Logo bleibt Deutsch
Die italienischen Gemeinden
verwenden sogar das Bergstei-
gerdorf-Logo auf Deutsch. „Sie
wollen es nicht übersetzen las-
sen. Ganz nach dem Motto:
‚Ein Mercedes heißt überall
Mercedes‘.“ Leadpartner ist
Italien. „Auch Broschüren auf
Italienisch und Deutsch, ein
Buch über die Alpingeschichte
und anderes mehr entstanden.
Dadurch erlangte das Tiroler
Gailtal mittlerweile einen gro-
ßen Mehrwert. Es kommen
recht viele Italiener in das
Bergsteigerdorf“, so Schwann.
Noch ein Jahr dauert dieses
Interreg-Projekt, das 362.000 €
kostet. Davon zahlt 288.000 €
die EU. „Aber es soll danach
trotzdem weitergehen.“ Sogar
noch in andere Länder weiterge-
zogen werden. „Vorrangig nach
Deutschland, in die Schweiz mit
Graubünden und Slowenien, da
diese Regionen bereits Interesse
bekundet haben.“
OeAV-„Bergsteigerdörfer“ setzen
auf nachhaltigen Alpintourismus
Heinfels / Sillian
+43 4842 6644
landtechnik@wiedemayr.at
54512
An die 100 Vertreter
alpiner Vereinen aus
Mitteleuropa waren vier
Tage lange im Tiroler
Gailtal zu Gast, um eines
zu erleben: das Projekt
„Bergsteigerdorf Tiroler
Gailtal“ (Kartitsch,
Ober- und Untertilliach),
das auf den Aufbau von
nachhaltigen
Alpintourismus setzt.