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„Ich war frei, die erneute Wahl
zum Regionaloberen der Tiroler
St. Josefs-Missionare für die
nächsten drei Jahre anzunehmen
oder abzulehnen – habe mich
nicht vorgedrängt“, so Anton
Steiner. Er stand mit zwei weite-
ren Kandidaten nach den Vor-
wahlen im September auf der
Liste. Das Wahlergebnis gab der
Generalrat in London am 8. Ok-
tober bekannt. „Ich nahm die
Wahl an, weil ich viel Unterstüt-
zung von den Kollegen erhielt.
Die Arbeit und Verantwortung in
religiösen Institutionen ist ja
heute nicht einfach: Die Leitung
der Häuser, die Altersstruktur, die
Sorge um die Gesundheit der
Leute, vor allem in Pflegefällen
und so fort.“ Steiner wird weiter-
hin in Brixen leben. „Brixen ist
die erste Niederlassung der Jo-
sefs-Missionare in Alt-Tirol. Das
Haus in Absam in Nordtirol
wurde erst nach der Teilung Tirols
1925 gegründet“, informiert er.
Daheim beim
„Unterrainer“
„Ähnlich lief es auch mit dem
Paulinum in Schwaz. Vorher
haben alle künftigen Tiroler
Priester hier in Brixen im Kna-
benseminar ,Vinzentinum‘ das
Gymnasium besucht“, so Steiner.
Er wurde 1942 in Prägraten
am Großvenediger beim „Un-
terrainer“ geboren und wuchs
mit neun Geschwistern auf. Die
Eltern: Ursula und Kasimir
Steiner. „Schon als junger Bur-
sche schwebte mir irgendwie
der Priesterberuf vor. Dafür
brauchte es die humanistische
Matura.“ Deshalb kam der
kleine Anton nach fünf Jahren
Volksschule ins Franziskaner-
Gymnasium nach Hall i. Tirol.
Nach der Matura folgte ein Jahr
Studium der Philosophie in Bri-
xen (Südtirol) und vier Jahre
Theologie in London. „Heim-
weh hatte ich nie. Ich wartete
geradezu aufs Wegkommen,
zum Leidwesen so manch ande-
rer“, schmunzelt er. Am 29. Juni
1967 wurde er vom damaligen
Innsbrucker Diözesanbischof
Jahre. Endlich durfte ich in die
Mission.“ Aimorés war der ent-
legenste Ort der Diözese. „Al-
lerdings eine riesige Pfarrei.
Zwei Drittel von Osttirol groß,
28.000 Einwohner. Die weiteste
Station war rund 80 Kilometer
entfernt. Kein Meter Asphalt,
ich war alleine mit 25 Gemein-
den.“ Er empfand die Arbeit
aber nie als Last, weil viele eh-
renamtliche Laien mitarbeiteten.
„Mein Vorgänger, ein Karmelit
aus Holland, hatte seit dem
Konzil große Aufbauarbeit ge-
leistet, sprich, er zog eine radi-
kale Erneuerung mit Widerstän-
den durch. Diese Früchte konnte
ich dann ernten“, strahlt er.
Am Rande von Rio
1986 wurde Steiner nach Tirol
zurückgerufen, um für den St. Jo-
sefs Missionsboten in der Redak-
tion zu arbeiten. Der Bote ist eine
Zeitschrift der St. Josefs-Missio-
nare von Mill Hill. 15 Jahre lang
war er dort. In dieser Zeit arbei-
tete er auch einige Jahre als Rek-
tor des St. Josefs-Missionshauses
in Absam sowie in Münster.
Dann wurden ihm neue Aufgaben
aufgetragen: Finanzverwalter im
Paulus Rusch (1903 bis 1986)
zum Priester geweiht.
„Der Moment war da!“
Dann folgten zwei Jahre als
Kaplan in der Diözese Münster
(Nordrhein-Westfalen). 1969
kam Steiner als Erzieher nach
Absam (bis 1977). Nach einem
viermonatigen Intensivsprach-
kurs ging es für ihn als Pfarrer
dann nach Brasilien in den Bun-
desstaat Minas Gerais, genauer
in die Stadt Aimorés, die 600
Kilometer nördlich von Rio
liegt und heute knapp 20.000
Einwohner zählt. „Auf diesen
Moment wartete ich ja viele
St. Josefs-Missionshaus in Brixen
zu sein sowie den dortigen Missi-
onsboten zu leiten. Im Jahr 2001
ging es für Steiner aber „endlich
wieder in die Mission. Da öffnete
sich für mich wieder das Tor nach
Brasilien. An den Stadtrand von
Rio.“ Dort in der Diözese Itaguai
wurde er zum Dompfarrer. „Die
Anton Steiner wurde er-
neut zum Regionalobe-
ren der Tiroler St. Josefs-
Missionare gewählt und
bleibt somit weiterhin in
Brixen im Einsatz. Der
gebürtige Osttiroler hatte
als St. Josefs-Missionar
bisher ein abenteuer-
liches Leben. Ins-
besondere die vielen
Jahre in Brasilien prägten
ihn sehr.
PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2013
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Er hat „Ja“ gesagt
Anton Steiner wurde erneut zum Tiroler Regionaloberen der
St. Josefs-Missionare bestellt.
Foto: Martina Holzer
Die Familie des Missionars, 1960.