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PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2013
18
Dass ihm seine Parkinson-
Krankheit, eine langsam fort-
schreitende neurologische Er-
krankung, doch sehr zu schaf-
fen macht, sieht man. Schon al-
lein das Gehen fällt ihm recht
schwer. Doch für Peter Lechner
gibt es nur eines: Gerade nach
vorne zu schauen und mit der
unheilbaren Krankheit zu
leben. Der 67-Jährige, der aus
Steinhaus im Ahrntal stammt,
erzählt, wie sich seine Krank-
heit erstmals bemerkbar
machte: „Mit der rechten Hand
begann ich zu zittern. Und bald
musste ich regelrecht meinen
Körper selbst anstoßen, damit
ich ihn weiterbrachte.“ Damals
war er gerade Kapellmeister
der Musikkapelle Hopfgarten.
Nach dem Arztbesuch folgte
dann die erschütternde Diag-
nose: Parkinson. „Zuerst wollte
ich es nicht glauben, dann
wollte ich es nicht zugeben.
Dann kam die Zeit, da sagte ich
mir: ,Entweder arbeitest du mit
der Krankheit mit oder du lässt
dich verfallen‘.“
„Komme gut zurecht“
Lechner entschied sich fürs
erstere und stellte sich der
Krankheit. „Ich komme jetzt gut
mit ihr zurecht. Man muss halt
viel üben. Es gibt natürlich ein
Wechselspiel aus guten und
schlechten Tagen. Es passiert
schon immer wieder, dass ich
meine Beine plötzlich nicht
mehr weiter nach vorne bewe-
gen kann. Dann probiere ich es
mit Musik, indem ich mir
Marschmusik im Kopf abspiele,
und es geht manchmal wieder
weiter“, so Lechner, den seit ei-
nigen Monaten auch Band-
scheibenprobleme plagen.
„Abends bin ich stets sehr er-
schöpft, aber es ist ein angeneh-
mes Müdesein. Was ein Plus
ist“, so Lechner. Er wird im Be-
zirkskrankenhaus Lienz und in
Hermagor (Reha) behandelt.
„Dort fühle ich mich sehr gut
aufgehoben. Ich konnte ja vor
vier, fünf Jahren gar nicht mehr
schreiben“, erzählt der 67-Jäh-
rige, der auch gerne Noten
schrieb und zeichnete.
Aktiv statt passiv
„Ich musste beim Kirchen-
chor aussetzen. Heute bin ich
wieder dabei“, freut er sich. Vor
geraumer Zeit organisierte er
am Staller Sattel auch einige
Weisenblasen-Veranstaltungen
mit Bläsergruppen aus Süd-
und Osttirol. Er konnte auch
wieder mit dem Saxophonspie-
len starten, fängt langsam wie-
der auf dem Klavier zu probie-
ren an. Und im Vorjahr begann
er damit eine ca. 2,70 x 1,60 m
große Bauernkrippe vor seiner
Haustüre zu errichten.
Die Schindeln der Krippe,
die ursprünglich als Brennholz
gedacht waren, stammen von
der Gagenalm (Hopfgarten).
Die Steinmauer, die bereits be-
stand, dient als Hintergrund.
„Sie wirkt abends so grünlich,
moosig“, schwärmt Lechner.
Der gebürtige Ahrntaler
Peter Lechner (67) ver-
lor nicht seinen Le-
bensmut – auch als
sich nach einem über-
tauchten Darmkrebs
die Parkinson-Krank-
heit in sein Leben
schlich. Lechner kon-
zentriert sich nunmehr
auf Dinge, die ihm
Freude machen. So
lässt er es sich nicht
nehmen mit Hilfe sei-
nes Enkels Manuel
auch heuer wieder an
seiner großen Krippe
vor der Haustür zu
basteln.
Peter Lechner kommt mit seiner Parkinson-Erkrankung mittler-
weile gut zurecht.
Fotos: Martina Holzer
Lechner
ist bereits
eifrig
beim Vor-
bereiten
seiner
großen
Bauern-
krippe
vor
seiner
Haustüre.
Mit der Krankheit auf du