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Reinhold Bacher schreibt
schon lange Gedichte. „Seit
meiner Jugend. Tiefsinnige,
humorvolle, aktuelle, ge-
schichtliche...“, erzählt er 62-
jährige Betreuer im Naturpark-
haus Kasern, im hintersten
Ahrntal. Seine Gedichte sind
immer im Ahrntaler Dialekt.
„Unser Dialekt ist sehr eigen-
artig, ähnlich wie das pusterta-
lerische, es gibt viele Doppel-
umlaute mit leichtem angel-
sächsischen Einschlag: der
Pusterer Bui, heißt im Ahrnta-
lerischen Büi, die Muito, die
Müito...“, so der waschechte
Ahrntaler, der mit einer Schwe-
ster in Prettau aufwuchs.
Ab sofort findet man in jeder
Ausgabe des „Pustertaler Voll-
treffer“ ein Gedicht von ihm.
Seine Schaffenskraft ist groß.
Immerhin schreibt er auch
Theaterstücke. Aus seiner Feder
stammen etliche Stubenspiele
genauso wie größere Stücke –
etwa „Die Knappen von Pret-
tau“, das im Jahr 1600 spielt,
oder „Dr. Faust kauft Südtirol“.
Volksbühne Prettau
Bacher war es auch, der im
Jahr 1971 die Volksbühne Pret-
tau aus der Taufe hob, war jah-
relang ihr Obmann und Spiel-
leiter. „Natürlich stand ich
ebenso auf der Bühne bzw. ich
stehe noch. Ich spielte viele
Hauptrollen, meistens Außen-
seiterrollen“, lacht er. Seit dem
20. Lebensjahr steht er auf der
Bühne. „Prettau hat ja eine
uralte Theatertradition. Berg-
knappen hatten vor Jahrhun-
derten verschiedene Stücke ins
Dorf gebracht und es entstand
die Tradition des Stubenspiels“,
so Bacher. Seit drei Jahren ver-
dient er sein Geld im Natur-
parkhaus Kasern. „Ich erzähle
dort den Leuten über Land und
Leute, Geschichte und Kultur.“
Bacher übernimmt auch oft die
Moderation von kulturellen
Veranstaltungen.
Seine Familie
Viel Freude bereitet ihm
natürlich auch seine Familie,
Ehefrau Claudia (Hausfrau) und
die beiden Kinder Raffaela
(23, Altenbetreuerin) und Oliver
(15, Schüler). Bacher lebt
mit seiner Familie dort, wo er
selbst schon als Kind lebte – auf
einem kleinen Bauernhof, „den
mein Vater neben seiner Arbeit
als Gemeindebeamter betrieb.
Ich hatte eine glückliche Kind-
heit dort“, erinnert er sichund
bezeichnet sich als Mensch
mit viel Heimatbewusstsein.
Und nach dem Motto „Heute ist
der wichtigste Tag im Leben“
lebt er sein Leben. „Ich ver-
suche aus jedem Tag etwas zu
machen, vor allem um anderen
Menschen eine Freude zu be-
reiten“, sagt Bacher, der auch
sehr dankbar für die Grenzöff-
nung ist. „Ich bin sehr froh, dies
erlebt haben zu dürfen“, betont
er, der immer wieder auch
gerne in Osttirol zu Gast ist.
„Ich habe auch einige Freunde
dort.“
Martina Holzer
Wos mio olls
gfollt
…und wos mi olls freit,
dozäihl i enk heit.
Amo a Gitsche wos locht
Bol die Müito Schöttina bocht,
do Kirchtuung va Ahng
und wenn i chinesisch vosch-
tahng.
Wenns schneib, obo net viel
Und in Prettau s Teattospiel.
Va frieha a Gschichtl
Und va do Klothilde a Gidichtl.
Oana mit a recht schiedo
Gschtolt
Isch eppas, wos mo gfollt.
S´Bergwerk va Prettau
Sögou meina Frau.
S‘Schlöss gfollt mo va Sond
Boll die Bame bliehn in Lond,
die drei Zinn und do Rittn
und viel Hölz ba do Hittn.
Wenn mo a Gidichtl giling
Und do Bode Milla giwing.
Wenn i an Grüiß mog vo-
schickn
Und wenn sie mi dahoame
recht tickn.
In Summo schie Wetto
Und a Film recht a netto.
Viel Pfiffra ba Süichn in Wold
Isch a eppas wos mo gfollt.
Bolls zmörganz wescht hella
Und a Glasl Nutella.
Do Tschortscho und do
Tschino
Und va Rom do Peppino.
Ban Dökta net long woschtn,
Und a Sieg a ban Koschtn.
Die Tanja va do Redaktio
Do Voltan inso Kirchnpatro.
Ban Tortntoag köschtn
Und dasss i sechzig bin
wöschtn.
Ban Füißboll do Boll
Und dass enk meina Gidicht-
lan recht gfoll!
CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2013
32
Ein Gedichtl in jedem„PVT“
Ein Gedicht im typischen Ahrntaler Dialekt von Reinhold Bacher gibt es ab
jetzt regelmäßig in unserer Monatszeitung „Pustertaler Volltreffer“ zu lesen.
Der 62-Jährige ist Gründer der Volksbühne Prettau und schreibt auch selbst
Theaterstücke. Sein Geld verdient er als Naturparkhausbetreuer im Ahrntal.
Unser neuer „PVT“-Dichter
ist auch begeisterter Volks-
schauspieler und schreibt
auch Theaterstücke.