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TIERSCHUTZ
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2013
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Pustertal macht? „Irgendwann
einmal begann ich Papageien
von anderen Menschen zu über-
nehmen, sie aufzupäppeln und in
eine Abgabestelle nach Deutsch-
land zu bringen. Ich war faszi-
niert von ihrer hohen Intelligenz,
allerdings erschütterte es mich
zunehmend, erleben zu müssen,
wie wenig diese Tiere und ihre
Bedürfnisse in unserer Gesell-
schaft verstanden werden.“ Als
Steiner später erfuhr, dass die
Abgabestelle in Deutschland die
Vögel auch weiterverkauft,
fühlte sie sich zum Handeln auf-
gefordert. „Deshalb gründete
ich vor zehn Jahren den Verein
SOS Papageien und somit das
Papageienzentrum in Bruneck,
in dem Abgabetiere für immer
bleiben können.“ Das Zentrum
war jedenfalls schnell voll. Das
erste Abgabetier, das sie für
immer behielt, war Jakob(bien-
chen). „Papageien sind ähnlich
wie Kleinkinder“, weiß die Che-
fin genau.
Keine Lobby
„Obwohl Papageien zu den
bedrohtesten Tiergruppen gehö-
ren, hatten sie auch bei uns in
tier- und artenschützerischer
Hinsicht überhaupt keine
Lobby.“ Heute leben in den zwei
Keinesfalls pflegeleicht
Doch Papageien sind alles
anderes als pflegeleicht. Ihr
Verhalten muss durchgehend
und genau beobachtet werden,
Fütterungszeiten und Ruhepau-
sen sind unbedingt einzuhalten.
Und es ist ständig darauf zu
achten, dass den Tieren genug
Abwechslung geboten wird.
„Sonst können die Vögel
schwere Verhaltensstörungen –
das Sprechen gehört dazu – ent-
wickeln und die Freude an den
Tieren währt nur kurz“, warnt
Steiner. Papageien seien nun
mal Wildtiere, und zudem arg
vomAussterben bedroht. „Und
der Handel mit ihnen ver-
schlechtert die Situation der
Vögel maßgeblich. Einige
Arten wurden bereits durch den
Handel ausgerottet.“
Zwei der Papageien im Brun-
ecker Zentrum kamen auch aus
Osttirol. „Im Schnitt wechsel-
ten unsere Papageien fünf Mal
den Besitzer. Leider boomt der
Kauf dieser exotischen ‚Haus-
tiere’ nach wie vor. Vor allem
im Internet. Züchter gibt es wie
Sand am Meer. Gleichsam
sehen sich viele Tierschutzor-
ganisationen dem gigantischen
Problem einer ständig wach-
senden Zahl von Abgabevögeln
gegenüber, denen kaum einer
umgebauten Gewächshäusern
(inklusive Außenbereich) in St.
Georgen gesamt 25 Papageien
auf 160 m². „Weitere Tiere sind
ausgelagert, weil wir einfach
keinen Platz mehr im Zentrum
haben“, erzählt die Chefin.
Die Papageien stammen alle
aus Privathaushalten. Entweder
wurden sie ausgesetzt oder ab-
gegeben und haben alle viel
Leid hinter sich. „Denn kaum
ein Haushalt und kein übliches
Tierheim kann den Mindestan-
forderungen dieser Vögel ge-
recht werden. Es gibt auch
keine kompetente Landesein-
richtung, in der man Papageien
abgeben kann, leider gibt es
aber auch kein Handels- und
kein Haltungsverbot.“
Das Papageienzentrum
in Bruneck ist wohl nicht
nur in Südtirol einzigar-
tig. In der von Petra Stei-
ner geführten Einrich-
tung werden Papageien
aufgenommen, die nie-
mand mehr haben will
oder mit deren Haltung
die Besitzer nicht mehr
zurechtkamen. Das Zen-
trum, das mittlerweile
sehr überlastet ist, wird
heuer ausgebaut und für
die Öffentlichkeit wieder
zugänglich gemacht.
Petra Steiner wird ihr Papageienzentrum
in Bruneck in Bälde vergrößern
und für die Öffentlichkeit erneut
zugänglich machen.
Pranzi ist einer der
25 Papageien, die im Zentrum
ein neues Zuhause gefunden
haben.
Petra Steiner aus St. Georgen
leitet das Papageienzentrum
nicht nur, sondern gründete es
auch. Eine ungewöhnliche
Sache. Warum das eine Frau im
Spendenkonto –
Papageienzentrum Bruneck:
Raiffeisenkasse Bruneck,
IBAN: IT04H0803558242
000300242012
Papageien sind nicht zur„B
Dr. Jean Meyer aus Villach
untersucht die Tiere bei
ihrer Ankunft im Zentrum.