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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
3. DEZEMBER 2012
CHRONIK
Schauriges Treiben in Oberkärnten
„Jetzt gibt‘s Tresch“: In beinahe jedem Dorf in Oberkärnten zogen und ziehen auch heuer wieder als Krampus
Verkleidete mit lärmenden Glocken und langen Ruten durch die Straßen, um die Passanten zu erschrecken. Des
einen Freud, des anderen Leid: Während Kinder in der Regel Spaß beim „Kramperltratzen“ haben, gibt es zahlreiche
Kritiker, die der Ansicht sind, dass der Krampus den Nikolaus verdrängt.
Der Name Krampus leitet sich
vommittelhochdeutschen Kram-
pen „Kralle“ oder bayrischen
Krampn ab, der „etwas Leb-
loses, Vertrocknetes, Verblühtes
oder Verdorrtes“ bezeichnet.
In Kärnten ist der Krampus als
Schreckensgestalt in Begleitung
des Heiligen Nikolaus bekannt.
Während dieser jedes Jahr die
braven Kinder beschenkt, wer-
den die unartigen vom Krampus
bestraft. Der Knecht Ruprecht
ist im Vergleich zum Krampus
derjenige, der lediglich dem Ni-
kolaus hilft, die „guten Sachen“
zu tragen. Er ist nach dem ge-
schichtlichen Hintergrund dun-
kel gekleidet, sein Gesicht ist
mit Ruß versehen, jedoch nicht
ganz schwarz. Er hat weder Ket-
ten noch Glocken oder eine Rute
mit sich, sondern trägt lediglich
einen Korb am Rücken. Knecht
Ruprecht tritt alleine auf, wäh-
rend Krampusse meist in größe-
ren Gruppen erscheinen.
Geschichtlicher
Hintergrund
Der Krampusbrauch war ur-
sprünglich im ganzen Habsbur-
gerreich und angrenzenden Ge-
bieten verbreitet. Jedoch wurde
dieser in der Zeit der Inquisi-
tion verboten, da es bei Todes-
strafen nicht erlaubt war, sich
als teu ische Gestalt zu verklei-
den. Dennoch wurde der Win-
terbrauch in einigen schwer zu-
gänglichen Ortschaften wei-
tergeführt. Seit Mitte des 17.
Jahrhunderts entwickelte sich,
ausgehend von den Kloster-
schulenmit demKinderbischofs-
fest, der sogenannte Einkehr-
brauch. Bei diesen prüft der
Heilige Nikolaus in Begleitung
von Schreckgestalten, Teufeln
und Tiermasken die Kinder.
Seit dieser Zeit bildeten sich die
Kr ampuspa s -
se parallel zum
Perchtenlauf, in
denen nur die
weh r f äh i gen ,
unverheirateten
Männer
des
Dorfs teilneh-
men dürfen. So-
mit ist die Ver-
anstaltung seit
Mitte des 19.
J a h r hund e r t s
wieder öffent-
lich. Heutzu-
tage ist die Fi-
gur des Knechts
Ruprecht weit-
gehend
vom
Krampus ver-
drängt.
Der
Krampus ähnelt
in seinem Aus-
sehen sowohl
dem Teufel wie auch dem Mys-
tischen und Tiergestalten. Im
Gegensatz zum alpenländischen
Brauchtum, bei dem die Perch-
ten in sogenannten „Rauhnäch-
ten“ unterwegs sind, gehören
die Krampusse ausschließlich
zum Adventbrauchtum.
Krampusumzüge
Rund um den Krampustag
(5. Dezember) und das Fest des
Hl. Nikolaus (6. Dezember) n-
den zahlreiche Krampusumzüge
statt, viele davon starteten heu-
er auch bereits früher. So steht
beispielsweise am Dienstag, 4.
Dezember, ein „furchtbarer“
Abend in Seeboden bevor, wenn
die zahlreichen Perchtengrup-
pen ab 18 Uhr eine gruselige
Show inszenieren.
Der traditionelle Spittaler
Krampusumzug
ndet auch
heuer wieder am 6. Dezember
ab 18 Uhr statt, wo neben 60
gemeldeten Gruppen mit rund
800 Perchten auch das Gold-
eck-Gewinnspiel mit tollen
Preisen auf die Besucher war-
tet. Weiter geht es am Frei-
tag, 7. Dezember, da gehen die
Perchtenläufe in Kolbnitz und
Obermillstatt über die Büh-
ne. Den Abschluss der Perch-
tenläufe wird unter anderem
durch die berühmte Perchten-
mania in Mallnitz gebildet, die
am 27. Dezember ab 19.30 Uhr
bereits zum 32. Mal statt ndet.
Natalie Schönegger
Was haltest du von diesem Brauch? Stehst du dem Thema kritisch
gegenüber oder betrachtest du den Brauchtum als positiv?
Semir
Berberovic, 20,
Obervellach:
Ich empfinde
Krampusum-
züge als sehr gut,
vor allem für die
kleinen Kinder ist
es jedes Jahr ein
riesen Spaß, wenn sie den Nikolaus
samt den Krampussen sehen. Ich
selber bin ein begeisterter Kram-
puslauf-Besucher und bin der
Meinung, dass der Krampus ein
Teil unserer Tradition ist, welche
aufrechterhalten werden soll. Und
natürlich haben nicht nur die Klei-
nen, sondern auch die „Großen“
ihren Spaß am Krampustreiben,
wenn sie im Anschluss an den
Umzug die immer lustigen Kram-
puspartys besuchen können wie
beispielsweise das alljährliche
Höllenevent in Obervellach, das
mein absoluter Favorit der
Krampusumzüge ist.
Bernhard
Marktl,
19, Penk:
Ich per-
sönlich
stehe
diesem
Brauchtum
keinesfalls
kritisch ge-
genüber.
Vielmehr
freue ich
mich jedes Jahr auf die zahl-
reichen Krampusumzüge in
unserer Umgebung, die meiner
Meinung einfach dazu gehören.
Auch die ausgefallenen sowie
faszinierenden Masken und Felle
sind für mich ein absolutes High-
light und schön anzusehen. Ins-
gesamt betrachte ich den Brauch
als sehr positiv, wodurch die
Kritik rund um das Krampus-
treiben für mich nicht nachvoll-
ziehbar ist.
Viktoria
Schachner,
22, Ober-
vellach:
Es wäre
sehr scha-
de, wenn
der alte
Brauch-
tum verlo-
ren gehen
würden,
weshalb
ich es
wichtig
finde,
Bräuche
auszuleben. Vielleicht sollte man
aber Krampusumzüge und den
Nikolaus voneinander trennen,
damit keiner dem anderen die
Show stiehlt. Für die kleinen Kin-
der ist der Nikolaus mit seinen
Engeln sicher ein tolles Erlebnis,
für uns Großen aber ist doch der
Krampus interessanter.