Seite 8 - VO 2006 18

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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
5. MAI 2006
CHRONIK
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In allen Kulturkreisen der
Welt nehmen Bäume seit je-
her einen besonderen Stellen-
wert ein. Bäume waren Ver-
sammlungsorte einer Stam-
mes- oder Dorfgemeinschaft,
viele von ihnen galten als
heilig, da man darin den Sitz
von Göttern vermutete. Viel-
fach diente den vorchristli-
chen Priestern das Rauschen
der Zweige als Orakel und den
Bäumen wurden heilende und
stärkende Kräfte nachgesagt.
Sie genossen kultische Vereh-
rung, wie etwa die germani-
sche Weltesche „Yggdrasil“,
die Linde oder der Apfelbaum.
Baum- und Waldfrevel galt als
schweres Verbrechen. Jacob
Grimm berichtet in den „Weis-
tümern“ sogar von der Stra-
fe des „Ausdärmens“: „Item,
es soll niemand Bäume in der
Mark schälen, wer das täte,
dem soll man sein Nabel aus
seinem Bauch schneiden und
ihm mit selben an den Baum
nageln und denselben Baum-
schöler um den Baum führen,
so lang bis sein Gedärm alle
aus dem Bauch auf dem Baum
gewunden seien.“
Wunderbaum
In die christliche Symbolik
fand der Baum ebenfalls Ein-
gang, so bezeichnet man Ma-
ria im übertragenen Sinn als
„Lebensbaum“ und Jesus als
„wahren Baum des Lebens.“
In bezug auf die Natursym-
bole stellt dem gegenüber der
Maibaum das größte Sinnbild
des Lebensbaumes in unseren
Breiten dar. Im Buch von Wil-
helm Mannhardt über Wald-
und Feldkulte findet sich der
Hinweis, dass laut mittelalter-
lichen Urkunden die Sitte des
Maibaum-Aufstellens bereits
im 13. Jahrhundert bezeugt
ist.
Die Schar der Bürger oder
die Mitglieder der zünftigen
Genossenschaft
(Schuster,
Leinweber) zogen in den Wald
hinaus, „um den Mai zu su-
chen“ und brachten grüne Bü-
sche und junge Bäume, vor-
zugsweise Birken oder Tan-
nen mit heim. Diese wurden
vor der Tür des Hauses und
des Stalles aufgestellt. Kühe
sollten mehr Milch geben und
die Hexen vom Hof vertrieben
werden. Es hatte sich die be-
sondere Sitte entwickelt „den
Mai ins Haus zu bringen.“ Mit
Sträußen und Bändern verzier-
te Maibäumchen wurden in ei-
nem feierlichen Umzug von
Haus zu Haus getragen.
Aus dem Jahr 1225 ist auch
das Aufstellen eines großen
Maibaumes in der Mitte des
Dorfplatzes überliefert. Der
Maibaum ist ein Fruchtbar-
keitssymbol, welcher seine
Wurzeln im vorchristlichen
Brauchtum hat. Das Aufstel-
len des Maibaums erfolgt am
Vorabend des 1. Mai. Im kelti-
schen Jahreskreis bildet dieses
Datum das heilige Fest Belta-
ne. Hier feierte man das Wie-
dererwachen der Natur mit ei-
ner Vereinigung mit Mutter
Erde.
Glücksbaum
Durch die Jahrhunderte ist
das Aufstellen des Maibaums
mit einem festen Ritual ver-
bunden. So zählen das Steh-
len des Baumes, entweder aus
dem Wald oder durch rivali-
sierende Burschengruppen aus
Nachbardörfern, das Aufstel-
len, der Tanz um den Baum
und die Wettspiele, zu den al-
ten überlieferten Maibaum –
Bräuchen.
Der berühmte „Bandeltanz“,
wie er rund um den Maibaum
durchgeführt wird, ist seit dem
15. Jahrhundert bekannt. Der
tiefere Sinn des Brauches ist
die Abwehr lebensfeindlicher
Kräfte und der Tanz um den
Maibaum als Ausdruck der
Hoffnung auf allumfassende
Fruchtbarkeit. Der Maibaum
soll den Dorfbewohnern Glück
und Segen bringen, vor allem
demjenigen, der den Maibaum
stiftet, soll besonderes Glück
beschieden sein.
Kultur aus Oberkärnten
Symbolik des
Maibaums
Mag. Manuela Maier
(Stadtarchiv Spittal)