Seite 5 - H_2000_06-07

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der wenigen Lebensstätten in Tallagen auf
die „Rote Liste“ zu setzen. Gerade auf die-
ses Thema müsste man gelegentlich
näher eingehen, dazu braucht man aber zu-
erst eine check-list aller Arten, gekoppelt
mit einem Verzeichnis der natürlichen
Biotope!
Der Ampferblatt-Käfer wird als Muster
voran gestellt: (Gastrophysa viridula:
wegen der glänzend – grünen, seltener
kupfrigen bis schwarzen Färbung auf der
ganzen Oberseite): keine seltene Art, mit
vier bis sechs mm auch kaum auffällig.
Besonders typisch sind die immer öfter zu
beobachtenden Fraßspuren der Larven und
Käfer auf verschiedenen großblättrigen
Ampferblättern (vorwiegend Alpenamp-
fer, Schildampfer, auch Knöterich-
Arten), wobei nach starkem Befall nur
mehr die feinen Blattrippchen übrig ge-
Nummer 6-7 –– 68. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Abb. 5: Tollkirsche-Blattfloh (Käfer der
Familie Blattkäfer), nach Freude/Harde/
Lohnse IX. 249 (Epithrix atropae), Maß-
stab in mm.
Abb. 6: Fraßspuren an Blättern der Toll-
kirsche durch den Tollkirschen-Blattfloh:
Osttirol, östlich Bannberg/Assling, Juli
1989.
Abb. 4: Sackminier-Motte (Coleophora
fuscedinella), in Osttirol: Lavant-Lauen
1982/83 an Grauerle (Alnus incana) auf-
fallend häufig.
Abb. 3: Buchenblatt-Gallmücke, 1,5 bis 2
mm, nach Jacobs/Rennter 1998: Abb.
C/51; Familienbeispiel, auch in Osttirol
häufige Art an Buchenblättern.
Abb. 2: Ampferblatt-Käfer (Maßstab in
mm) nach Freude/Harde/Lohse IX. 174.
lassen werden. Die Pflanzen wachsen an
Wegrändern, um die Almhütten, an „Lä-
gern“ und an durchnässten Böden. – Diese
Hinweise sollten nur eine Erklärung bei
entsprechender Beobachtung geben und
auch das Auge für kleine, besondere Na-
turbeobachtungen anregen!
Im Bezirk Lienz ist der Grüne Ampfer-
blattkäfer weit verbreitet: etwa 50 Beob-
achtungen aus allen Tälern und Gebirgs-
gruppen sind verzeichnet. Die obere
Höhengrenze entspricht den Vorkommen
der Fraßpflanzen: Dorfberg bei Kartitsch
2.100 m, Stuckenseen südlich Obertilliach
1.900 m, Gamperalm bei Assling 1.970 m,
Thurntaler 2.000 m, Sillianerhütte 2.300
m, Brugger Alm bei St. Jakob 1.800 m,
Kals: Lesach- Riegel-Hütte 1.800 bis
2.000 m u. a.; in Tallagen eher selten: Lei-
sach, Gaimberg, Mittewald, Asch u. a.
Die zweite Art dieser Gattung (G poly-
goni) ist zweifarbig (vorne gelb), lebt an
gleichen Pflanzen, ist aber viel seltener:
kaum 1 Dutzend Funde in den letzten 60
Jahren.
Weitere ausgewählte Beispiele von
Fraß- und Minierspuren, vor allem als
Hinweis zu eigenen Beobachtungen im
Gelände (bei den Mücken und Fliegen
weiß man noch sehr wenig, möglicher-
weise sind alle Arten Erstmitteilungen für
Osttirol!):
Zweiflügler:
Mücken: Gallmücken
(Cecidomyidae), weltweit 5.000, BRD 500
Arten. Zarte, meist kleine Mücken, zahl-
reiche Schädlinge z. B. an Weizen, Hül-
senfrüchtlern, Veilchen, Chrysanthemen,
Brombeere, Himbeere, Gräsern und ande-
ren Kräutern, Weiden, Birne, Hasel,
Buche, Eiche, Wacholder und andere Na-
delbäume.
Lienzer Talboden,
Lavant, Lauen, 4. 8.
1982, Sprossspitzen mit Dasineura sisym-
brii an der Gewöhnlichen Sumpfkresse
(Rorippa palustris). (Familie: Kreuzblüt-
ler)
Zweiflügler:
Fliegen: Minierfliegen
(Agromyzidae): weltweit 2.700, BRD über
250 Arten. Minieren in verschiedensten
Pflanzen, vielfach Schädlinge in Kultur-
und Zierpflanzen: z. B. Spezialisten in
Akeleiblättern, Brennesselstengeln, Som-
merwurzsamen,
Türkenbundknospen,
Spargelstengel usw.
Lienz-Umgebung,
Nikolsdorf, TAL-
Trasse, Juni 1982, Blätter mit Agromyza
rufipes am Echten Steinsame (Lithosper-
mum oficinale). (Familie: Raublattge-
wächse).
Lienz-Stadtgebiet,
Gärtnerei Seeber,
Juni 1982, mehrfach mit Liriomyza stri-
gata am Kleinblütigen Knopfkraut (Fran-
zosenkraut). (Galinsoga parviflora).
(Korbblütler).
Lienzer Talboden,
Fohlenhof bei La-
vant, Juli 1982, Phytomyza angelicae an
der Wild-Engelwurz (Angelica sylvestris).
(Doldenblütler).
Schmetterlinge:
Miniermotten (Gracila-
riidae): weltweit ca. 1.600, in Österreich
130 Arten. Kleine Falter, oft farbig, Däm-
merungsflieger. – Blattfraß bei Ahorn, Flie-
der, Azaleen, Buche, Eiche, Roßkastanie,
und viele andere Holz- und Krautpflanzen.
Gemeinde Thal-Assling,
Willfernertal,
Gamperalm, 1.850 m, Juli 1982: Stigmella
sorbi in Blättern von Mehlbeerbaum, Ebe-
resche (Sorbus aucuparia). (Rosenge-
wächse).