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fest, dass auf jeden Fall eine Zusammen-
arbeit mit dem Denkmalamt erforderlich
sei, da es sich
„um ein sehr bedeutendes,
von Anton Zoller gemaltes Grab handelt“.
Daher schaltete sich selbst das Bundes-
denkmalamt in Wien ein und forderte von
Restaurator Pescoller die Nennung von
Referenzobjekten, die Bekanntgabe der
vorgesehenen Arbeitsmethoden und die
Lieferung einer Probearbeit. Der frühere
Landeskonservator in Südtirol, Dr. Karl
Wolfsgruber, konnte die Firma Pescoller,
mit der er viel zusammengearbeitet hatte,
bestens empfehlen. Nach Besichtigung
und Gespräch mit Herrn Pescoller in Lienz
am 9. Dezember 1986 gab der zuständige
Chef der Abteilung für Restaurierung und
Konservierung im Bundesdenkmalamt
Wien, OR akad. Rest. Doz. Dr. M. Koller,
am 8. Jänner 1987 in einem „Gutachten“
seine Zustimmung zum Restaurierungs-
auftrag an die Firma der Gebrüder Pescol-
ler in Bruneck.
Die Arbeit konnte beginnen. In einem
Kurzbericht hielt der Restaurator hinterher
seine Maßnahmen fest
24
:
„Die Leinwandteile wurden an der
Rückseite mit stark verdünnter Zellulose
besprüht, so spannte sich die schlaffe Lein-
wand wieder. Die Ränder wurden wieder
verleimt bzw. befestigt. Risse und Löcher
wurden von der Rückseite geschlossen
bzw. hinterklebt (Leinwand und Kleister).
Die ausgebrochenen Teile an der Grun-
dierung wurden mittels Kittung ausge-
glichen. Die Reinigung erfolgte im Tro-
ckenverfahren. Festigung einiger Teile an
der Malschicht mit Zellulose. Die Fehl-
stellen an den Holzteilen wurden mit Zirm-
holz ergänzt. Die Retuschen wurden in
Temperatechnik ausgeführt.“
Die Lienzer Fa. Johann Rohracher,
Schlosserei – Stahlbau, lieferte das Stahl-
gerüst zu günstigem Preis, das Bauunter-
nehmen Dipl.-Ing. Walter Frey sponserte
die Betonschalplatten für den Boden. –
Die Finanzierung der Kosten in der Höhe
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
70. Jahrgang – Nummer 2-3
Anmerkungen
:
1 Eine Auflistung der Heiligen Gräber im Bezirk Lienz
bei Kollreider Franz, Krippen und Heiliggräber in Ost-
tirol, Lienz 1958.
2 Brief an seine Verlobte Laura Egger von Möllwald, 28.
März 1899, Innsbruck (Orig. im Egger-Lienz-Archiv
des Landes Tirol, Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum), abgedruckt bei Pizzinini Meinrad, „Das
Kreuz“ – Ein zentrales Werk im Schaffen des Meisters
Albin Egger-Lienz, in: Jahresbericht 1975/76 des
Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums
Lienz, Lienz 1976, S. 6-23, Zitat auf S. 11.
3 Museum der Stadt Lienz Schloß Bruck, Bleistiftzeich-
nung 298 x 204 mm, bez. re. u.: Albin Egger // 1881,
Inv.-Nr. AEL 111a; auf der Rückseite Bleistiftskizze
mit Ansicht von St. Andrä, Pfarrwidum und Mesner-
haus aus südwestlicher Richtung, Inv.-Nr.AEL 111b.
Beide Zeichnungen sind abgebildet in: Albin Egger-
Lienz 1868-1926. Bestandskatalog der Sammlung im
Museum der Stadt Lienz Schloß Bruck, bearbeitet von
Gert Ammann, Lienz o.J. [2001], S. 138.
4 Weingartner Josef, Lienz, in: Lienzer Buch. Beiträge
zur Heimatkunde von Lienz und Umgebung
(= Schlern-Schriften 98), Innsbruck 1952, S. 11-20, bes.
S. 11.
5 Die Abhandlung basiert auf einem vor Jahren verfassten
Beitrag des Verfassers: Pizzinini Meinrad, Anton
Zollers Heiliges Grab in der Lienzer Stadtpfarrkirche
St. Andrä, in: Heilige Gräber in Tirol. Ein Osterbrauch
in Kulturgeschichte und Liturgie, Innsbruck 1987,
S. 123-139.
6 Pizzinini Meinrad, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz
1982, S. 219-237 mit sämtlichen Quellen- und Litera-
turangaben.
7 Hölzl Norbert, Theatergeschichte des östlichen Tirol
(= Theatergeschichte Österreichs, Bd. II: Tirol, Heft 1),
Wien 1966, S. 33 ff. – Kollreider Franz, Theater in
Lienz – Liturgische und profane Spiele, in: Osttiroler
Heimatblätter 10/1964 – Dörrer Anton, Schauspiele und
Schaubräuche in Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter
22,23/1951.
8 Lienzer Ratsprotokoll, Museum der Stadt Lienz; Reges-
tensammlung Josef Oberforcher („St. Andreaskirche“).
9 Wie Anm. 8.
10 Tiroler Landesarchiv, Innsbruck, Haller Damenstifts-
Archiv, Cod. XIII, fol. 692; Regestensammlung Josef
Oberforcher im Museum der Stadt Lienz Schloß Bruck
(„St. Andreaskirche“).
11 1748 April 29 – Tiroler Landesarchiv, Innsbruck, Ver-
fachbuch Stadtgericht Lienz; Regestensammlung
Josef Oberforcher im Museum der Stadt Lienz Schloß
Bruck („St. Andreaskirche“).
12 Lienzer Ratsprotokoll, Museum der Stadt Lienz
Schloß Bruck; Regestensammlung Josef Oberforcher
(„St. Andreaskirche“).
13 Die ausführlichste Biographie über die Maler Anton
Zoller und seinen Sohn verfasste Krall Gertrud, Anton
und Joseph Anton Zoller. Ein Beitrag zur Barockmale-
rei in Tirol (= Veröffentlichungen der Universität Inns-
bruck 115, Kunstgeschichtliche Studien III), Innsbruck
1978 – Ringler Josef, Die barocke Tafelmalerei in Tirol,
Teil I, II (= Tiroler Wirtschaftsstudien, 29), Innsbruck-
München 1973, S. 170 ff. und Abb. 130 ff. – Egg Erich,
Kunst in Tirol, Teil II: Malerei und Kunsthandwerk,
Innsbruck-Wien-München 1972, S. 214 ff.
14 [Zoller Franz Carl], Beitrag zur Kunstgeschichte, in:
Bothe von und für Tirol und Vorarlberg 1827, Nr. 10
(1. Februar), 1827, Nr. 11 (5. Februar), 1827, Nr. 12
(8. Februar), Zitat in Nr. 12.
15 Thieme Ulrich – Becker Felix, Allgemeines Lexikon
der bildenden Künstler, 27. Bd., Leipzig 1933, S. 334 ff.
16 Zum Hl. Grab von St. Andrä siehe besonders Kollreider
Franz, 200 Jahre Heiliges Grab in Lienz, in: Osttiroler
Heimatblätter 4/1951 – Grass Nikolaus (Hg.), Ostern in
Tirol (= Schlern-Schriften 169), Innsbruck 1957, S. 245
ff. – Hölzl Norbert, Theatergeschichte des östlichen
Tirol (= Theatergeschichte Österreichs, Bd. II: Tirol,
Heft 1), Wien 1966, S. 40 ff. – Pizzinini Meinrad, Ost-
tirol. Der Bezirk Lienz (= Österreichische Kunstmono-
graphie, Bd. VII), Salzburg 1974, S. 87 ff. – Krall Ger-
trud, Anton und Joseph Anton Zoller. Ein Beitrag zur
Barockmalerei in Tirol (= Veröffentlichungen der Uni-
versität Innsbruck 115, Kunstgeschichtliche Studien III,
Innsbruck 1978, S. 71 ff., S. 217 – Pizzinini Meinrad,
Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982, S. 229 f.
17 Trotz der eindeutigen Signatur und den erhaltenen
schriftlichen Quellen geben Kollreider a.a.O., Grass
a.a.O. und Hölzl a.a.O. das Heilige Grab von St. Andrä
als Werk des Joseph Anton Zoller aus.
18 Mesnerbuch des Josef Weiß (1845-1871), MS, ca. 360
Seiten; Orig. in Lienzer Privatbesitz, Abschrift im Pfarr-
archiv St. Andrä, Lienz).
19 Passionssonntag ist der Sonntag vor dem Palmsonntag.
20 Fotoserie angefertigt vom Autor dieses Beitrages.
21 Kurier, 9. April 1977, S. 7.
22 Herrn Komm.-Rat Hibler ein kräftiger Dank für das Ge-
spräch vom 15. März 2001, in dem er den Autor in aus-
führlicher Weise über das gesamte Unternehmen der
Restaurierung informiert hat.
23 Folgendes aus den Aktenstücken im Archiv des
Bundesdenkmalamtes, Landeskonservatorat für Tirol,
Innsbruck. – Für die Ermöglichung der Einsichtnahme
sei Herrn Landeskonservator HR Dr. Franz Caramelle
herzlich gedankt.
24 15. Feber 1988, Bruneck – Archiv BDA Innsbruck.
von ca. 160.000 S wurde von der Pfarre St.
Andrä, einem nennenswerten Beitrag von
70.000 S des Lienzer Lions Clubs und den
Spenden der Gläubigen getragen. Das
große Werk wurde rechtzeitig zur Karwo-
che fertig und erregte mit Recht viel Stau-
nen und Bewunderung. – In Ergänzung
der dargestellten Szenen gab Dekan
Huber bei den Gebrüdern Pescoller für das
Heilige Grab noch den „Einzug in Jerusa-
lem“ und die Emmausszene in Auftrag.
Seit 1987 erstrahlt das Heilige Grab von
St. Andrä wieder in altem Glanz und
bringt seine Wirkung voll zur Geltung. Mit
seiner mehrfachen Bedeutung ist es ein
echtes Kulturdenkmal. Die aufwendige
Art von Anton Zollers Werk hat hohen
kunsthistorischen Rang und ist ein typi-
sches Beispiel spätbarocker Prachtent-
faltung und Geistigkeit, das aber auch
uns heute die Erlösungsbotschaft Christi
intensiver vermitteln kann.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Piz-
zinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2a.
„Die Frauen am leeren Grab Christi“
(Ostersonntag) und „Christus erscheint
Maria Magdalena“ (Ostermontag).
Fotos: M. Pizzinini