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gerne mit ‚Leute’ an. (‚Schaut’s Leute! –
‚Das ist nicht so einfach, Leute!’) Offen-
sichtlich drückt sich darin auch seine
Leutseligkeit aus.
Er betreibt eine Politik mit gesundem
Menschenverstand: ‚Oft muß man eine
hausbackene Politik machen‘, bekennt er
nicht selten und meint damit, daß man sich
nicht ausschließlich Fachleuten mit einseiti-
ger Blickrichtung ausliefern könne. Schließ-
lich sollte das, was gemacht wird, ‚Format‘
haben. So ist die Ablehnung von übereilten
Entschlüssen zu verstehen, das Heranreifen-
lassen richtiger Entscheidungen.
Dieses Geschick zeichnet ihn besonders
aus, das Gefühl für ‚Timing‘, das Gespür,
wann etwas zur rechten Zeit zu tun ist. Er
überläßt nichts dem zufälligen Verlauf, er
bereitet Lösungen gründlich vor, überlegt
Folgewirkungen und will schließlich Er-
gebnisse, die sich in der Öffentlichkeit
sehen lassen können und von Dauer sind.
Dabei hilft ihm ein erstaunliches Behar-
rungsvermögen, ein Ziel trotz sich häufen-
der Schwierigkeiten hartnäckig zu verfol-
gen. Er ist konziliant gegenüber anderen
Ansichten, versteht es allerdings, auf
humorvolle Art Unpassendes abzuweisen
und letztlich doch seine Vorstellung durch-
zusetzen. Unter Meinungsaustausch – so
habe ich einmal spasshaft festgestellt –
versteht man, wenn man mit einer eigenen
Meinung zum Bürgermeister hineingeht
und mit seiner wieder herauskommt.
Vorsichtig, sparsam und verantwor-
tungsbewußt geht er mit den Finanzen um.
All die Jahre hat er ausgeglichene Haus-
haltspläne vorlegen können. Diese kluge
und überlegte Finanzpolitik hat zur Bil-
dung von Rücklagen geführt, die ... in wirt-
schaftlich labilerer Zeit die Möglichkeit
bieten, größere Vorhaben anzugehen.
Führen heißt, andere Menschen auf
Ziele hin zu bewegen. Der Führende muß
Ziele wertvoll erscheinen lassen und muß
motivieren können.
Die Leistungen, die ... unter seiner Füh-
rung im konstruktiven Zusammenwirken
mit dem Gemeinderat erbracht wurden,
lassen die Spannweite dessen ermessen,
was hier in Bewegung zu setzen, zu pla-
nen, gesetzlich und finanziell vorzuberei-
ten und mit taktischem Geschick zu ver-
wirklichen war. Er selbst hat sich dabei
nach dem Grundsatz gerichtet: zuerst nach
Notwendige, dann das Nützliche und
schließlich das Angenehme. Sein Bestre-
ben war es, die Aufgaben auf mehrere
Schultern zu verteilen. Es gelang ihm, die
Partner für die Realisierung wichtiger
Vorhaben zu finden. Auch eine Gemeinde
steht ja nicht für sich alleine da, sondern
ist in eine größere Gemeinschaft eingebun-
den.“
Das Ergebnis der Gemeinderatswahl
vom 15. März 1992 und die folgende not-
wendige Stichwahl um das Bürgermeister-
amt sind für den alt gedienten Bürgermeis-
ter Hubert Huber gewiss eine ärgerliche
Enttäuschung. Die Verteilung der nun 21
Mandate: Liste Bürgermeister Hubert
Huber (ÖVP) – 10 Mandate, Sozialdemo-
kratische Partei Österreichs (SPÖ) – 5
Mandate, Freiheitliche Partei Österreichs
(FPÖ) – 1 Mandat, Grüne Alternative
Lienz (GAL) – 1 Mandat, Liste Stadt
Lienz-Liste Uwe Ladstädter (LSL) – 4
Mandate. Die Stichwahl mit Vizebürger-
meister Dr. Günther Horwath am 29. März
1992 gewinnt Hubert Huber mit 55,98 %.
Er arbeitet mit vollem Einsatz weiter, aber
eine gesundheitliche Krise zu Beginn des
Jahres 1994 lässt ihn an Rücktritt denken,
den er wenig später auch vollzieht. ImAn-
schluss an die letzte Gemeinderatssitzung
unter seiner Leitung am 15. März, erklärt
er (Sitzungsprotokoll):
„Aus gesundheitlichen Gründen habe
ich mich entschlossen, mein Amt niederzu-
legen. Ich habe mir diese Entscheidung
reiflich überlegt. Der Entschluss hiezu
gründet sich auf der Erkenntnis, dass nur
eine Person, die körperlich voll leistungs-
fähig ist, den Anforderungen dieses Amtes
entsprechen kann. Ich betrachte es als
meine Pflicht, den Gemeinderat der Stadt
Lienz als ersten Personenkreis über diese
Nummer 10-12 – 72. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Links: Eröffnung
der Jubiläumsaus-
stellung
„750
Jahre Stadt Lienz
1242 bis 1992“ auf
Schloss Bruck am
3. Juni 1992. –
Rechts: Aus An-
lass der 750-Jahr-
Feier wurde von
der Generalpost-
direktion eine Son-
derbriefmarke her-
ausgegeben.
Feierlicher Auftakt zur 750-Jahr-Feier am
22. Februar 1992 mit Bundespräsident
Dr. Kurt Waldheim (l.) und dem Tiroler
Landeshauptmann Dipl.-Ing. Dr. Alois
Partl.
Foto: Manfred Gasser
Der
1992
ent-
hüllte
Schmet-
terlings-
brunnen
von
Leonard
Lorenz
am
Linken
Iselweg.
Fotos:
Manfred
Gasser