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OSTTIROLER
NUMMER 4-5/2005
7
HEIMATBLÄTTER
Blick von
Außeregg
auf
„Kurz-
tàll“;
l. oben:
Defereg-
ger Lan-
desstraße;
l. Mitte:
Straße
nach
St. Veit;
Bildmitte:
das
kurze
Trogtal,
am Aus-
gang das
Futter-
haus von
„Kurz-
tàll“;
darüber:
„Kofler“.
Foto:
Hans
Kurz-
thaler
gutes – später auch Strohmayr – und ver-
heiratet mit Maria Holzer.
Ein Sohn heißt wieder Peter, geb. 1721,
und hat Maria Mellitzerin zur Frau. Aus
dieser Ehe entsprossen u. a. die Söhne
Christian, geb. 1766, und Josef, geb. 1770.
Christian Kurzthaler wird Besitzer des
Zenzengutes in Außeregg, seine Frau ist
Regina Kleinlercher. Aus den Nachkommen
rekrutieren sich die Strohhutfabrikanten
GEBRÜDER KURZTHALER, während
die Nachkommen von Josef Kurzthaler das
Hanser/Strohmayrgut in Außeregg und das
Leitergütl in Unteregg bewirtschaften.
Die heute in Linz und in St. Veit, „Mau-
rer“ und „Schießl“, lebenden Kurzthaler
sind Nachkommen von Christian, die
Kurzthaler in Thurn, Matrei und Unter-
egg/Leitergütl sind Nachkommen von
Josef. Die Kurzthaler in Unteregg sind mit
Dekan Friedrich Kurzthaler in der männ-
lichen Linie ausgestorben, ebenso die
Kurzthaler in Ronach (Rune).
Der Brand in Außeregg am 16. Oktober
1883 änderte die Besitzverhältnisse grund-
legend. Die neun Wohnhäuser mit den
Futterhäusern zerfielen in wenigen Stun-
den in Schutt und Asche.
22
Zum Wiederaufbau entschlossen sich
Praster/Planer, Troger/Kleinlercher und Han-
ser/Christian Kurzthaler – mein Großvater.
23
Ferdinand Kurzthaler, Besitzer zu Außer-
zenzen und Oberhanser/Schmelzerschwaige,
Bruder des Firmeninhabers Johann-Alfons
Kurzthaler in Linz-Domzˇale, ersteigerte das
Gut in der Mauer/St. Veit i. D.
Ob Innerzenzen Ferdinand oder dem
Bruder Johann-Baptist Kurzthaler in Wels
gehörte, war nicht zu klären.
In den rund 350 Jahren Familienge-
schichte sind vom „Stamm“ der Kurztha-
ler wohl Äste abgebrochen, aber auch neue
Triebe gewachsen, sodass weiterhin Kurz-
thaler‘s sein werden, denen ich Zuversicht,
Mut und Zähigkeit wünsche, die gemein-
sam zum Erfolg führen.
Anmerkungen:
1 G. Stemberger, Vom Deferegger Hausierer zum Ge-
schäftsmann und Fabrikanten, Phil.-Diss., MS, Wien
1950, S. 167 ff.
2 Im TLA-Sachreportorium Jüngeres Gubernium – sind
in den Bänden „Commerz – Gewerbe“ von 1814 bis
1848 keine Kurzthaler zu finden, die um einen Hausie-
rerpass angesucht bzw. einen erhalten haben, jedoch
von 1840/44 sind Josef und Thomas Kleinlercher und
Georg Leitner, Simon und Josef Ladstätter erwähnt, die
sich um einen Hausiererpass „für kontrollpflichtige“
Waren bemühten. In den Gerichtsakten des K.u.K. Be-
zirksgerichtes Windisch-Matrei von 1814 gibt es keine
Hinweise auf Hausierer.
3 Dr. E. Tegischer besitzt einen Strohhut, der in Maros-
tica einst hergestellt worden ist und im Seidenfutter
das Markenzeichen der Firma eingezeichnet hat: „Fa-
brica Capellini di Paglia TEGISCHER Marostica
Prov. Vicenza“. In einem gleichseitigen Dreieck hält
eine Hand fünf Ähren. Die Strohgeflechte sind dreifar-
big: gelb, braun und lila/blau.
4 M. Hofmann, Chronik St. Veit. i. D., 1997, S. 158,
161, 190, 225.
5 VfB. W. Matrei, 1855, Folio 1256/57/58 und 1259.
6 Chronik St. Veit i. D., S. 162.
7 Neues Grundbuch Vorstadt Wels, Folio 91, vom 25.
10. 1860.
8 Er war nicht nur Angestellter und Mitarbeiter bei
GEBRÜDER KURZTHALER, sondern auch Bauer
am Hansergute in Außeregg, das wenige Monate nach
seinem Tode ein „Strohmann“ aus Hopfgarten i. D. er-
steigerte und bei einer nochmaligen Versteigerung
1891 Johann Tegischer von Gassen erworben hat. Die
Witwe Anna Kurzthaler fand mit ihren zwei Buben,
zehn und fünf Jahre alt, Obdach bei ihrem Bruder
Christian Albrecht bei Weger in Ratschitsch.
9 Der Gewerbeschein, Herzogtum Krain, Exh. Nr.
16025, von der Bezirkshauptmannschaft in Stein, vom
2. 10. 1903, für Johann Kurzthaler aus St. Veit (Tirol)
berechtigt ihn, im Hause Conc. Nr. 2 in Domschale, zur
fabriksmäßigen Erzeugung von Strohhüten. Im Toten-
schein von Alois Kurzthaler wird das Haus mit „Ober-
domschale Nr. 2“ bezeichnet. Wann die Umstellung auf
„Reichsstraße Nr. 837“ erfolgte, ist nirgends ersicht-
lich. Das Areal hatte die Parzellennummer 448/4.
10 Es gingen nicht nur Fotos verloren, sondern auch das
Firmenarchiv, was die Rekonstruktion der Ereignisse
so schwierig gestaltete.
11 Archiv Stadt Linz, GZ. 405-10/M/443 vom 11. 9.
2003.
12 Wie Anm. 11. – „Kotzen“ seien Liegunterlagen aus
groben Gewerben?
13 Ob Franz Josefplatz Nr. 28 identisch ist mit Haus
(Standort) Franz Josefplatz 13 (heute Stadtplatz 32),
ließ sich bis heute nicht einwandfrei klären.
14 OÖLA/Linz – 2007/1829-2003 Mw/TK v. 14. 8. 2003.
15 „Inge“ ist die Gattin von Klaus Kurzthaler.
16 Wie Anm. 14. – LA/Salzburg 20004-925/1412-2003 v.
6. 10. 2003.
17 Sterbebildchen von Josef Degischer, geb. 1873/St. Veit
i. D., gest. 1905 in St. Jakob i. D.: „…war mehrere
Jahre Reisender bei Gebrüder Kurzthaler in Domzˇale/
Krain, auch bei Firma Oberwalder in Prag und bei
Firma Stemberger & Co. in Wien“.
18 Das Hauptbuch weist 15 Orte/Städte aus, die öfter als
zehnmal, 47 Orte/Städte, die fünf- bis neunmal, 114
Orte/Städte, die zwei- bis viermal und 99 Orte/Städte,
die nur einmal besucht worden sind.
19 ImAdressbuch sind im angrenzenden Reichsgebiet 75
Orte-Märkte-Städte in Böhmen und Mähren, 38 in
Ungarn/Siebenbürgen, fünf in Kroatien und je eine in
Deutschland, Italien und Frankreich verzeichnet,
davon in Prag 40, in Budapest 19 und in Bozen zehn
Adressen.
20 Heute kosten 5 kg guter Schinkenspeck 58,15 €. Damals
musste ein Färber dafür 4
1
3
Tage arbeiten und heute …
21 Der Erbhof „Kurztàll“ steht nach der dritten Kehre
rechts an der Straße von Stanzbrücke nach St. Veit.
Das Futterhaus stand vor Errichtung des Neubaues un-
mittelbar neben dem „Feuerhaus“ (Paarhof).
22 Hofmann beschreibt das Ereignis und die Folgen aus-
führlich in der Chronik St. Veit, Seite 276 ff. Er irrt bei
der Darstellung der Besitzverhältnisse in Außeregg in-
sofern, als er das Oberhansergut (Schmelzerschwaige)
und Innerzenzen meinem Großvater zuordnet, der aber
nur das Unterhansergut, auch Strohmayr oder Hanser
genannt, sein Eigen nennt. Das Wohnhaus war vor dem
Brand ein Doppelhaus und beherbergte westseitig
Manharter/Mellitzer und ostseitig Hanser/Kurzthaler.
23 Siehe Anm. 8.
Dank:
Zu danken habe ich den Leitern und Sachbearbeitern
für die Recherchen im:
Tiroler Landesarchiv, Innsbruck, Dr. M. Rupert
Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz, Oberamtsrat
W. Mayrhofer
Archiv der Stadt Linz, Dr. F. Mayrhofer
Landesarchiv Salzburg, Fr. Eva Rinnerthaler
Magistrat Wels, Fr. Elisabeth Erber und Mag. Christian
& Barbara Sams
Stadtarchiv Salzburg, Dr. Peter F. Kramml
Pfarrer St. Bodner, St. Veit i. D.
Klaus und Inge Kurzthaler, Linz.
Literatur:
A. Dörrer, Erinnerungen an das Deferegger Strohhut-
gewerbe, in: OHBl. 3/1959.
V. Hintner, Die Deferegger Teppichhändler: „… Sie
kaufen im Pusterthale, wo sie aus Kuhhaaren hergestellt
werden.“, in: Alpenfreund 1871/ Band III, S. 215.
E. Kolbitsch, Der Deferegger Hausiererhandel, in:
OHBl. 3/1980.
P. Paßler, Vom Hausierer zum Kaufmann und Fabri-
kanten, in: OHBl. 1/1927.
V. Pogatschnig, Die Strohhut-Fabrikation in Dom-
schale und Mannsburg in Krain, in: Lienzer Zeitung 1893,
Nr. 35, 36.
G. Stemberger, Vom Deferegger Hausierer zum Ge-
schäftsmann und Fabrikanten, Phil.-Diss., MS., Wien
1950, S.167-193, Beilage I.
Matthias Hofmann, Chronik St. Veit in Defereggen.
Von den Anfängen bis zum Jahre 1889, bearbeitet von
Max Hafele und Michael Huber, St. Veit i. D. 1997.