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OSTTIROLER
NUMMER 5/2011
2
HEIMATBLÄTTER
der Ausstellung sind von ihm u. a. ein
Ves-
perbild
aus dem Jahre 1644 (Raum 2)
sowie exakt ausgeführte
Zeichnungen
zu
sehen, mit denen er seine Bildwerke vor-
bereitete (Raum 3).
Im Jahre 1683 kam in
Abfaltersbach
der spätere Bildhauer
Simon Troger
zur
Welt. Nach einer Lehre beim bürgerlichen
Bildhauer Nikolaus Moll in Innsbruck
wurde er um 1730 in München tätig. Er
betrieb erfolgreich in Haidhausen bei
München eine eigene Werkstatt, begeis-
terte den kurfürstlichen Hof in München
mit seinen kleinformatigen Bildwerken
aus Elfenbein. Troger verstarb 1768 in
Haidhausen.
5
In Lienz werden u. a. eine
ikonographisch äußerst interessante
Pietà
(Raum 4) und das fgurenreiche, fürstliche
Kabinettstück
Pegasus am Musenberg
Helikon
(Raum 6) präsentiert.
In
Zell bei Welsberg
im Pustertal wurde
im Jahre 1689
Paul Troger
geboren. Nach
Ausbildungsjahren in Italien schuf der be-
deutende Maler Fresken in Kirchen und
Klöstern, vor allem in Niederösterreich. An
der Wiener Akademie schulte er als Pro-
fessor für Malerei die nachfolgende Künst-
lergeneration. Troger starb 1762 in Wien.
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Mit seinem Heimatdorf war er immer in
Kontakt geblieben: 1737 bzw. 1739 stiftete
er drei Altarbilder für die neuerbaute Pfarr-
kirche in Welsberg.
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Ein Ölbild, das wohl
im Zusammenhang mit einem dieser
Altarblätter steht, kann in der Ausstellung
betrachtet werden (Raum 2). Zeichnungen
und Entwürfe zeigen, wie Troger seine
komplexen Fresken und Gemälde entwi-
ckelte (Raum 2 und 3).
Der Bildhauer
Veit Königer
,
geboren 1729 in
Sexten
, stu-
dierte an der Akademie in Wien
bei Jakob Christoph Schletterer
(1751/54), kam dadurch mit
klassizistischem Formengut in
Kontakt. Für die Skulpturen-
gruppe
Herkules erschlägt An-
täus
– sie wird in der Ausstel-
lung präsentiert (Raum 6) – er-
hielt er den ersten Preis der
Wiener Akademie. Königer
übernahm später in Graz die
Werkstatt des Bildhauers
Joseph Schokottnigg und stat-
tete zahlreiche Kirchen und
Klöster in der Steiermark mit
Bildwerken aus. Er starb 1792
in Graz.
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Neben einem exquisi-
ten
Elfenbein-Kruzifx
(Raum
4) ist Veit Königer in der
Ausstellung mit einem bemer-
kenswerten
Grablegechristus
(Raum 5) vertreten.
Der Bildhauer
Joseph Berg-
ler d. Ä.
, geboren 1718 in
St.
Veit in Defereggen
, Herrschaft
Windisch-Matrei
9
, wurde wie
Veit Königer von Schletterer an
der Wiener Akademie geschult.
Er arbeitete in Salzburg, war ab
1762 „Hofstatuarius“ verschie-
dener Bischöfe von Passau. Er
starb 1788 in Passau.
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Aus den
Sammlungen der Fürsten von
und zu Liechtenstein stammt
die aus Alabaster detailliert ge-
arbeitete Figurengruppe
Das
mie in Prag.
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Von ihm geschaffene Ra-
dierungen dokumentieren die Auseinan-
dersetzung mit antik-mythologischen The-
men (Raum 6).
Der Bildhauer
Joseph Mattersberger
kam 1754 in
Hopfgarten in Defereggen
(Fraktion Dölach), Herrschaft Windisch-
Matrei, zur Welt.
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Er studierte u. a. in Pas-
sau bei seinem Landsmann Joseph Bergler
d. Ä. Ab 1784 arbeitete er in der Gusshütte
Lauchhammer im Süden Brandenburgs,
gestaltete dort Porträtbüsten aus Eisenguss.
Als Hofbildhauer der Zarin Katharina der
Großen lieferte er ab 1794 angeblich über
siebzig Statuen für die Residenzen dieser
Herrscherin in Moskau und St. Petersburg.
1799 kehrte er nach Breslau zurück, wo er
1825 verstarb.
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In der Ausstellung wird
eine
Porträtbüste
des
Franz Laktanz
Graf Firmian
(Raum 1) sowie die im
Jahre 1805 von Mattersberger veröffent-
lichte Radiermappe
Grundregeln der
Proportion des Menschen von 1 bis 24
Jahren nach der Antike
(Raum 6) vorge-
stellt.
Eine Ausstellung in sechs Kapitel.
Der
Kurator, Univ.-Prof. Dr. Gert Ammann, hat
für die Ausstellung Werke dieser im 17.
und 18. Jahrhundert ausgewanderten
Künstler nach Lienz zurückgeholt. Sie ge-
hören zu den Beständen berühmter Mu-
seen und Sammlungen, die Leihgeber und
Partner dieser Ausstellung sind: u. a. die
Fürstlich Liechtensteinischen Kunst-
sammlungen und das Belvedere in Wien,
das Universalmuseum Joanneum in Graz,
das Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum in Innsbruck, das Salz-
burger Barockmuseum, die
Stiftssammlungen in Kloster-
neuburg, Stams und Schlägl
und eine Privatsammlung in
München.
Kurator Univ.-Prof. Dr. Am-
mann hat die Ausstellung über-
sichtlich in sechs Kapitel ge-
gliedert, die in aufeinanderfol-
genden Räumen abgehandelt
werden:
Raum 1 (Auftraggeber und
Künstler)
geht auf dieses Ver-
hältnis ein, lässt die Abhängig-
keit des Künstlers vom Auf-
traggeber in der Barockzeit er-
kennen.
Raum 2 (Vom Frühbarock
zum Spätbarock)
verdeutlicht
durch Gegenüberstellungen die
unterschiedlichen künstleri-
schen Positionen von Früh-
und Spätphase des Barock.
Raum 3 (Zeichnungen)
zeigt
die Vorbereitung des eigent-
lichen Kunstwerkes und die
Entwicklung der künstlerischen
Idee in der Barockzeit.
Raum 4 (Alabaster und El-
fenbein).
Diese Materialien
waren wichtige Werkstoffe für
die im 18. Jahrhundert äußerst
geschätzten fürstlichen Kunst-
kammerstücke.
Raum 5 (Malerei und Bild-
schnitzerei)
thematisiert die
unterschiedlichen Ausdrucks-
qualitäten der dreidimensional
Opfer Abrahams
(Raum 4). Aus demsel-
ben Werkstoff fertigte Bergler eine
Schla-
fende
an (Raum 6).
Sein Sohn
Joseph Bergler d. J.
(Salz-
burg 1753 – 1829 Prag) wurde Maler. Er
gehörte der Accademia di San Luca in
Rom an, wurde 1815 Direktor der Akade-
Abb. 1: Cosmas Damian Asam, Die Gaben des Pustertales, 1734;
Innsbruck, Altes Tiroler Landhaus, Landtagssaal.
Foto: Helmuth Oehler
Abb. 2: Joseph Mattersberger, Porträt des
Franz Laktanz Graf Firmian, um 1795,
Terrakotta; Salzburg, Salzburg Museum.
Foto: Silvia Ebner