„Die Möll darf nicht zum Bacherl werden“
Oberkärntner Volltreffer, 18. Juli 2024
Von Harald Angerer
Das geplante Kraftwerk an der Möll sorgt für Unmut. Eine Bürgerinitiative sammelt dagegen Unterschriften und verfasste einen offenen Brief an LH Peter Kaiser. Den Bürgermeistern des Mölltals werden am Freitag in einem nicht öffentlichen Termin konkrete Pläne vorgestellt.
Im Mölltal befürchtet man, dass dem Tal sprichwörtlich „das Wasser abgegraben“ wird. Ein weiteres Kraftwerk der Kelag bereitet nicht wenigen Mölltalern Sorge. Bereits Ende Mai formierte sich eine Bürgerbewegung, die mit einer Unterschriftenaktion gegen dieses geplante Kraftwerk auftritt. Kürzlich wurde auch ein offener Brief an LH Peter Kaiser verfasst. „Grundsätzlich geht es darum, dass sich der Landeshauptmann nicht gegen dieses Projekt ausspricht, obwohl er um unsere Ängste weiß“, sagt Angelika Staats, Gemeinderätin in Obervellach und eine der Initiatoren der Bewegung. Das Land Kärnten ist an der Kelag beteiligt. Diese spreche von Wertschöpfung, die im Tal bleibe, was die BI bezweifelt, es gehe um nur noch mehr Gewinne. Für die Energieproduktion nutzen die Energie-Gesellschaften schon seit langem die Gewässer des Mölltals. „Das Mölltal hat seine Schuldigkeit getan“, heißt es im offenen Brief. Was das geplante Kraftwerk angeht, befürchtet man, dass zu viel Wasser abgeleitet wird. „Tatsache ist, dass es die Möll dann nicht mehr geben wird, wenn dieses Kraftwerk gebaut wird. Dann wird man in Gummistiefeln über die Möll gehen können“, befürchtet Staats. Man müsse aber in Generationen denken und diese identitätsstiftende Lebensader erhalten.
Wasser in Stollen abgeleitet
Zur Sache: Die Kelag plant seit über einem Jahr an einem Kraftwerk in Kolbnitz, das mit dem Wasser aus den Kraftwerken Fragant und Gößnitz sowie drei weiteren Bächen versorgt werden soll. Die Zuleitung soll laut bisherigen Plänen über einen 17 km langen Stollen erfolgen. Damit will die Kelag auch die Schwall und Sunk-Problematik – das heißt die unregelmäßigen Wasserstände an der Möll – lösen, die ökologisch problematisch sind. Das bedeutet aber auch, dass ein großer Teil des Möll-Wassers in Zukunft im Tunnel fließen würde und nicht mehr im Flussbett. Vielfach wurde bereits darüber berichtet. Laut „Kleine Zeitung“ sei aber bis dato noch keine Umweltverträglichkeitsprüfung und kein Wasserrechtsverfahren eingereicht, bzw. eingeleitet worden.
Bürgermeister-Treffen mit Kelag
Diesen Freitag (19. Juli) gibtes ein Treffen zwischen der Kelag und den Bürgermeistern des Mölltals, bei dem die Gemeindevertreter genauer über die Kelag-Pläne informiert werden. Die Kelag bereite dazu eine Presseaussendung vor, sodass auch die breite Öffentlichkeit informiert werden kann, schrieb Kelag-Pressekontakt Josef Stocker. Eine Info-Veranstaltung ist im Herbst geplant. Bürgermeister Stefan Schupfer aus der Gemeinde Reißeck sagte im Vorfeld des Treffens: „Im Grunde verstehe ich die Bürgerinitiative. Im Mölltal gibt es schon sehr viele Kraftwerke. Wir werden uns aber anhören, was die Kelag vorschlägt, wir stehen ihnen hier im Wort. Auf jeden Fall wollen wir einen Kompromiss finden. Strombedarf ist da, das sehe ich ein. Aber eines ist klar: Die Möll darf nicht nur mehr ein Bacherl sein. Alle Bürgermeister des Mölltals sind da in etwa auf gleicher Linie.“
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