Literatur - Prosa-Miniaturen von E. Obernosterer


Prosa-Miniaturen von E. Obernosterer

Von Karl Brunner

Engelbert Obernosterer hat ein weiteres Buch im Wieser Verlag (Klagenfurt) herausgebracht: „Obernosterers Spätlese. Kleine Prosa“. Einmal mehr blickt der Autor gewohnt scharf auf Zustände, Abläufe und Begebenheiten auf dem Land, alltägliche und besondere, und zieht auch seine Schlüsse daraus, wobei viel Ironie und auch Selbstironie einfließen.

U.a. schreibt er diesmal von der rasch zustande kommenden Ordnung des Prozessionsmarsches einer Blasmusikkapelle, der Auffälligkeit von Leuten mit ungewöhnlicher Lautstärke, von der starken Unterordnung eines Mannes gegenüber seiner Gattin (,,dass er schließlich nur noch eine kleine Unregelmäßigkeit innerhalb ihrer Persönlichkeit darstellt“), von einer Mutter alter Prägung, deren Lebensglück in der Hingabe für ihre Kinder und Enkel bestanden habe, vom verbliebenen Rest an gegenseitigem Misstrauen zwischen Mann und Schwiegermutter, von Bauernhöfen, die mangels opferbereiter Frauen verlassen werden und somit der Wald wieder in die einst freigeholzten Wiesen vorrückt, von überschwänglich hymnischen Willkommensworten und -gesten gegenüber hohen geistlichen Würdenträgern, usw.

Der mehrfach ausgezeichnete und eigenwillige Autor, Kartograph und Ethnograph des Ländlichen, blickt hinter die Fassaden und Idyllen, bringt Hintergründe detailreich ins Wort und verzichtet auf Dekor. In den vorliegenden thematisch vielfältigen kurzen Prosastücken finden sich auch viele Selbstbeobachtungen und Reflexionen.

Lust am Schreiben

Obernosterer (Jg. 1936) stammt aus St. Lorenzen im Lesachtal, er arbeitete als Lehrer an verschiedenen Schulen im Gailtal, u.a. als Kunsterzieher im Gymnasium Hermagor. Altersbedingt fragt er sich nun, ob sein Gang ihn „aus der Geraden“ bringt. Er fühlt sich fit, zweifelt nicht daran, bis er den Befund eines Kollegen anhören muss. „Von da an bring ich es nicht mehr aus dem Kopf, dass ich einen wackeligen Gang habe und doch schon alt bin“. Auch schreibt er von seiner Neigung, dabei anderen Altdichtern folgend, vermehrt Aussagen über das Allgemeine und Ganze zu versuchen. Seine Lust am Schreiben entspringe zum Großteil dem Umstand – bildlich gesprochen – nicht den Fußstapfen der anderen folgen zu müssen, sondern frei querfeldein strolchen zu dürfen. Das sogenannte Negative, von der Sucht nach dem Lebensbejahenden aus dem Blickfeld gedrängt, habe sein Interesse seit jeher stärker angezogen als das außer Frage stehende Positive, so der unermüdliche Schriftsteller, den es „unbarmherzig zum Schreibtisch treibt“. Obernosterer: „Mensch ist ein nicht abgrenzbarer Begriff; restlos entsprechen kann ihm keiner. Trotzdem verlangt ein moralischer Imperativ, unentwegt zu versuchen, dem Begriff näher zu kommen“.

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